Globale Wirtschaftsszenarien – Herausforderungen und Chancen

11. Internationales Seminar des NCB zu Zement und Baustoffen, Neu-Delhi/Indien (17.–20.11.2009)

Das 11. Internationale Seminar des NCB (National Council for Cement and Building Materials) zu Zement und Baustoffen, das vom 17.–20.11.2009 im Hotel The Ashok in Neu-Delhi stattfand, verzeichnete mit ca. 700 Delegierten eine überwältigende Teilnahme (Bilder 1–4). Unter den Teilnehmern befanden sich 67 Delegierte aus dem Ausland, so aus Äthiopien, Bhutan, China, Deutschland, Großbritannien, Italien, Japan, Nepal, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, der Schweiz, den USA und Vietnam. Die Veranstaltung von 21 Zementwerken, Maschinenherstellern, Ministerien usw. (s. www.zkg-online.info) gesponsert wurde.

 

Das Seminar sowie die begleitende technische Ausstellung wurden von Shri Jyotiraditya Scindia, dem indischen Minister für Handel und Industrie, eröffnet Smt. Vinita Singhania, Präsidentin des CMA und Stellvertretende Vorsitzende des NCB, begrüßte die Anwesenden. Shri M Vasudeva, Generaldirektor des NCB, erläuterte die technische Perspektive der indischen Zementindustrie. Zur allgemeinen Situation der Industrie referierte Shri Manoj Gaur, Vorstandsvorsitzender von Jaiprakash Associates Ltd und oberster Schirmherr des Seminars. Zu dieser Gelegenheit gab der Minister auch die Sonderveröffentlichung mit dem Titel „Szenario der globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und Ausblick für die indische Zement- und Bauindustrie“ und das Ausstellerverzeichnis frei.

 

In seiner Eröffnungsansprache sagte Shri Jyotiraditya Scindia, dass trotz des verlangsamten Konjunkturablaufs in der jüngsten Vergangenheit zusammen mit der globalen Rezession die indische Wirtschaft noch immer die am zweitschnellsten wachsende in der Welt ist. Er lobte die Zementindustrie und den Bausektor für eine Wachstumsrate von rund 8  %. Shri Scindia führte weiter aus, dass der Pro-Kopf-Verbrauch an Zement mit 156 kg in Indien sehr gering ist. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnitt in der Welt bei 396 kg. Er versicherte, dass die Regierung die Zementindustrie weiter unterstützten wird, das Niveau des Zementverbrauchs im Land zu heben. Der Hauptgast der Veranstaltung erläuterte weiterhin, dass die Zementindustrie energieintensiv ist und einen hohen Grad an CO2-Emissionen pro erzeugte Tonne Zement aufweist. Daher ist heute die Nachhaltigkeit die größte Herausforderung. Der indischen Zementindustrie gebührt Lob für ihre langjährigen Anstrengungen, durch den Einsatz der besten Technologien und Fertigungsverfahren den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Er vertrat die Ansicht, dass, obwohl der beste von den indischen Zementanlagen erreichte Energieverbrauch mit den Bestwerten in der Welt vergleichbar ist, es sich die Industrie nicht leisten kann, das Tempo ihrer Aktivitäten zur Energieeinsparung zu verlangsamen. Man muss sich weiter anhaltend bemühen, ältere Anlagen weiter zu modernisieren und eine betriebliche Feinabstimmung zu erreichen, um den Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen von Treibhausgasen zu minimieren.

Der Minister informierte weiterhin, dass die Investitionen im Bauwesen fast 11 % des indischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen und Arbeitsplätze für etwa 40 Millionen Facharbeiter, angelernte und ungelernte Arbeiter schaffen. Jedoch kann der Grad der Modernisierung der Bauindustrie es nicht mit dem der Zementindustrie aufnehmen. In den meisten entwickelten Ländern beträgt der Anteil von Fertigbeton am gesamten Baugeschehen 70–80  %, während es in Indien nur 10  % sind. Es sind Anstrengungen erforderlich, den Einsatz von Fertigbeton wegen seiner gleichmäßigen Qualität, der Schonung von materiellen Ressourcen und der Vermeidung von Umweltschäden populär zu machen.

 

In ihrer Rede als Leiterin des Seminars unterstrich Smt Vinita Singhania, dass die Zementindustrie spektakuläre Ergebnisse hinsichtlich Energieeinsparung und der Verringerung der Auswirkungen auf die Umwelt erzielt hat. Die Qualität des im Land produzierten Zements liegt mit an führender Stelle auf dem Weltmarkt und kann sich mühelos im Exportgeschäft behaupten. Es ist wichtig, dass die Industrie auch weiterhin pragmatische und wohlüberlegte Strategien verfolgt, die zu einer weiteren Verbesserung der Produktivität und Qualität sowie zu einer Reduzierung der Kosten beitragen.

 

Sie führte aus, dass die indische Regierung umfangreiche Programme zur Entwicklung des Wohnungsbaus und der Infrastruktur ins Auge gefasst hat. Um den erwarteten Anstieg in der Nachfrage nach Zement zu befriedigen, soll die Kapazität der Zementindustrie bis Ende 2011/12 ca. 300 Mio. t erreichen. Mit Unterstützung der Regierung ist die indische Zementindustrie in der Lage, dieser Herausforderung gerecht zu werden. Die Industrie hat sich an die Regierung gewandt, damit diese einige Probleme löst, mit denen die Zementindustrie konfrontiert ist, wie z.B. unzulängliche Kohlenlieferungen, Transportprobleme mit der Bahn, hohe Steuern, Mangel an modernisierten Häfen mit Verladeanlagen für losen Zement, Mangel an einer geeigneten Infrastruktur, d.  h. Zufahrtsstraßen, um den Zement/Klinker zu den Häfen zu transportieren. Für diese Bereiche ist von Seiten der Industrie Unterstützung von der Regierung notwendig.

 

Smt Singhania fuhr fort, dass die Rolle von Forschung und Entwicklung hinsichtlich des Wachstums der Zementindustrie in Indien gar nicht genügend gewürdigt werden kann, sei es aus Gründen der Kostenreduzierung, der Einsparung von Energie und Materialien, der Reduzierung der Auswirkungen auf die Umwelt, der Qualitätsverbesserung oder des zweckmäßigen Produkteinsatzes. Die sich schnell entwickelnde Welt von heute steht bei ihrer weiteren Entwicklung neuen Herausforderungen gegenüber, und keine Industrie kann ohne die Unterstützung von Forschung und Entwicklung wachsen. Sie betonte, dass jeder Versuch, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung aus wirtschaftlichen Gründen zu reduzieren, langfristig kontraproduktiv ist und daher geeignete Fonds zu einer sinnvollen Forschung und Entwicklung zur Verfügung gestellt werden müssen.

 

Shri M Vasudeva, Generaldirektor des NCB ging auf technische Weiterentwicklungen, die Nutzung der Energie, die Reduzierung der Auswirkungen auf die Umwelt, die Abfallwirtschaft, das Qualitätsmanagement, die Kundenperspektive, neue Betontechnologien sowie den Beitrag von NCB ein, der Spitzenorganisation in Indien für Unterstützung von Technologien auf diesem Gebiet. Er führte aus, dass ein größerer Durchbruch in der Herstellungstechnologie, wie wir sie heute kennen, in der vorhersehbaren Zukunft unwahrscheinlich ist. Daher sollte sich die Industrie neben einer weiteren Modernisierung älterer Anlagen durch eine verbesserte Technologie auf die Erhöhung der Produktivität und Effizienz durch Nachrüsten von Ausrüstungen sowie der Optimierung und Feinabstimmung des Betriebs konzentrieren. Er unterstrich, dass man jetzt gemeinsam zu der Erkenntnis gekommen ist, dass die Abschwächung der globalen Erwärmung und eine nachhaltige Entwicklung die Leitphilosophie für alle Entwicklungsaktivitäten in der Zukunft sein muss. Daher werden „Sparen, Recyceln und Erneuern“, d.h. die Einsparung von Material und Energieressourcen, das Recycling von Abfall und Nebenprodukten sowie das Anzapfen von Quellen erneuerbarer Energie, die drei wesentlichen Bestandteile der Wachstumsstrategie für die Zementindustrie sein.

 

Shri Manoj Gaur, Vorstandsvorsitzender von Jaiprakash ­Associates Ltd, stellte die industrielle Seite der der Zement- und Bauindustrie vor. Er führte aus, dass die Zementindustrie zu einem beschleunigten Wachstum zusammen mit dem erwarteten Wachstum der Infrastruktur im Land bereit ist. Er informierte das Seminar, dass die Zementfirmen in Indien globale Kapazitäten aufbauen, Anlagen modernisieren, die Effizienz verbessern, Kosten reduzieren und ihre Geschäftshäuser umstrukturieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit stark zu verbessern. Die indische Zementindustrie, die 6  % der Weltproduktion erbringt, hat die Märkte in Asien und Afrika erkundet. Unterschiedliche Zementtypen, die den internationalen Normen entsprechen, werden von Indien in mehr als 17 Länder exportiert. Im Zeitraum 2008/09 lagen die Exporte knapp über 6 Mio. t. Er ­
führte weiterhin aus, dass die indische Zementindustrie neben der Modernisierung der Technologie auch wesentliche Fortschritte gemacht hat, um sich gegen die Unwägbarkeiten des Mangels an Netzenergie abzuschotten. Die gesamte eigenerzeugte Energie des Industriezweigs beträgt mehr als 2728 MW, und mehr als 56  % seiner Zementproduktion im Zeitraum 2008/09 wurden mit selbsterzeugter Energie erreicht.

 

Die Schlussrede auf der abschließenden Sitzung des Seminars hielt Smt Renu Sharma (Bild 5), Joint Secretary im Ministerium für Industriepolitik und -förderung der indischen Regierung. Als Hauptgast der Veranstaltung nahm sie auch die Ehrung der mit den nationalen Preisen (Bilder 6 und 7) für Energieeffizienz, Umweltkompetenz und Qualität für die Jahre 2007/08 und 2008/09 ausgezeichneten Zementwerke vor (s. www.zkg-online.info). Sie zeichnete auch die zehn besten technischen Vorträge des Seminars aus (s. www.zkg-online.info). Smt Renu Sharma sagte, dass der Energieverbrauch der neuesten nach dem Trockenverfahren arbeitenden Anlagen des Landes den Vergleich mit dem Weltniveau standhält. Eine große Anzahl von Anlagen, die vor den 90er Jahren errichtet wurden, haben jedoch einen relativ hohen Energieverbrauch und müssen modernisiert werden, damit ihr Energieverbrauch den globalen Standards entspricht. Sie führte weiter aus, dass die Zementindustrie bereits einen Anfang gemacht hat bei der Erkundung alternativer/nicht konventioneller Energiequellen. So wurden in der Küstenregion Windkraftanlagen von 80 MW installiert. Sie würdigte, dass einige Zementwerke erfolgreiche Versuche mit Brennstoff aus Müll, wie Altreifen, Raffinerieschlamm, Altöl, Farben usw., durchgeführt haben. Sie unterstrich, dass die Anwendung der Nanotechnologie auf Zement und Beton eine wesentliche Ankurbelung der Forschung für die Entwicklung von umweltfreundlichen und leistungsfähigen Zementen/Bindemitteln und Beton mit verbesserten Haltbarkeitseigenschaften darstellen sollte.            

 

Nachstehend sind die Höhepunkte der Präsentationen und Diskussionen in den technischen Arbeitssitzungen des Seminars zusammengefasst:

– ­Das Seminar vermittelte einen umfassenden Überblick über die Zement- und Bautechnologien einschließlich der dazugehörigen Maschinen und Anlagen. Es wurde über internationale Bemühungen und Erfahrungen auf diesen Gebieten mit der zugrunde liegenden Zielstellung einer nachhaltigen Entwicklung berichtet.

– Es wurden 90 technische Beiträge einschließlich fünf spezielle Vorträge auf 15 technischen Arbeitssitzungen dargeboten. Die Autoren behandelten Themen, die sich auf alle Bereiche der Zementherstellung, von Misch- und Spezialzementen, der Leistungsfähigkeit, Haltbarkeit und Nachhaltigkeit von Beton sowie neuer Trends bei Baustoffen und in der Bau­praxis bezogen.

­– Renommierte Experten hielten fünf spezielle Vorträge zu folgenden Themenbereichen: Nanotechnologie für eine nach­haltige Entwicklung der Zementindustrie von Dr. Armando Garcia Luna, GCC Technology and Processes SA, Schweiz; Einsatz von Brennstoffen aus Müll (BRAM) von Dr. Kare Helge Karstensen (Bild 8), SINTEF, Norwegen; Haltbarkeit von Betonbauten in rauer Umgebung von Prof. Odd E Gjorv, Norwegische Universität für Wissenschaft und Technik, Norwegen; Technologische Probleme bei der Errichtung großer Zementwerke von A K Dembla, Jaiprakash Associates Ltd., Indien; Initiativen zur Nachhaltigkeit von Zement von Dr. S P Ghosh, Verband der Zementhersteller, Indien. Es wurden Initiativen behandelt, die erforderlich sind, um zukünftigen Herausforderungen in Form einer höheren Nachfrage nach Baustoffen, sich erschöpfender natürlicher und Energieressourcen sowie des Bedarfs an haltbaren und widerstandsfähigeren Bauwerke zu begegnen.

­– Während in den 80er Jahren noch Anlagen gebaut wurden mit einer Jahresleistung von einer Million Tonnen und Ofenleistungen von 3000 t/d, sind es heute Anlagen mit einer Jahresleistung von 2,5 bis 3,5 Mio. t und Ofenleistungen von 10 000 bis 12 000 t/d. Die Anstrengungen bei der Entwicklung von Maschinen und Anlagen führten im Vergleich zu den konventionellen, dreifach gelagerten Öfen zu zweifach gelagerten Öfen mit einem reduzierten Wartungsaufwand. Leistungsstarke und zuverlässige Kühler mit dem Transport des Klinkers durch Anwendung des „Walking Floor“-Prinzips werden den Anforderungen großer Ofenkapazitäten gerecht. Moderne Kalzinator- und Brennerkonstruktionen wurden speziell entwickelt, um einen maximalen Einsatz von BRAM zu sichern. Es wurden auch die Potentiale der Abwärmenutzung sowie verschiedene technische Optionen diskutiert.

­– Die Entwicklungsbemühungen in der Zerkleinerungstechnik ermöglichten die Konstruktion von Mühlen mit einer höheren Leistung sowie einem reduzierten Energieverbrauch und einem verbesserten betrieblichen Wirkungsgrad. Die Merkmale von Mühlen mit einer größeren Kapazität für einzelne Produktionslinien mit einer Leistung von mehr als 10 000 t/d, eine neue Hochdruckmahltechnik mit Einzelsteuerung des Mahldrucks und der Stärke des Mahlbetts sowie eine flexible Mahlanlage zur Erreichung eines geringeren Energieverbrauchs wurden ebenfalls behandelt. Ziel dieser Neukonstruktionen ist Einfachheit in Betrieb und Wartung, reduzierter Verschleiß und erhöhte Standzeiten der Ausrüstungen. Sie eröffnen gewaltige Möglichkeiten der Modernisierung vieler Anlagen in Indien.

­– Es wurde dargelegt, dass die technologische Auswahl geeigneter Ausrüstungen für einzelne Bereiche sorgfältig bedacht werden sollte. Dabei sind das Layout, Materialeigenschaften, Investitions- und Betriebskosten, Betriebsnormen sowie die Sicherheit zu berücksichtigen. Es gibt einen Trend, offene Lagerhalden in geschlossene Lagereinrichtungen für Schüttgüter durch die Anwendung verfügbarer Lösungen umzuwandeln, um die Umwelt zu schützen. Die neuesten Entwicklungen in der Packtechnik ermöglichen Absackleistungen von bis zu 4000 50-kg-Säcke pro Stunde und Stutzen bei reduzierten Stillstandszeiten, geringeren Staub­-emissionen und Produktverlusten. Mit der Erhöhung der Zementproduktion geht ein Übergang von gesacktem zu ­
losem Zement einher. Es wurden Entwicklungen in Ze­mentversandterminals mit Lagereinrichtungen sowie Anlagen für lose und gesackte Verladung auf der Grundlage einer modernen Technologie behandelt. Automatische Verlade­anlagen sind eine perfekt koordinierte Logistiklösung für die Schüttgutindustrie und den Frachtverkehr, wobei alle Prozesse von der Bestellung bis zum Versand automatisiert werden.

­– Eine automatische Anlage für die Reinigung von Silos erlaubt die Reinigung, ohne dass Menschen das Silo oder den Bunker betreten.

­– Der Einsatz integrierter elektrischer und Steuerungssysteme sowie intelligenter Ofenregelkreise trägt dazu bei, dass die Produktionskosten der Anlagen beachtlich gesenkt werden.

­– Fortschritte in der Brenntechnik ermöglichen im Vergleich zu kommerziellen Verbrennungsanlagen den Einsatz alternativer Brennstoffe einschließlich Mitverwertung von Abfall auf energieeffiziente und umweltfreundliche Weise. Es ist außerordentlich wichtig, fossile Brennstoffe zu sparen und die globale Erwärmung zu reduzieren, ohne auf die Entwicklungsbremse zu treten. Die Emissionen müssen jedoch streng überwacht werden, um sicher zu gehen, dass sie die konventioneller Brennstoffe nicht übersteigen. Dabei sind alle Umweltbelange zu berücksichtigen.

­– Die vielseitigen Anlagen zur Verbrennung und Brenntechnik, spezielle feuerfeste Produkte gegen aggressive chemische Stoffe bei der Aufbereitung von Sekundärbrennstoffen, Lager- und Transporteinrichtungen und auch spezielle Ausrüstungen zur Aufgabe und Dosierung, die entwickelt wurden, um die unterschiedlichen physikalischen Strukturen von Abfallprodukten und Brennstoffen anzupassen, erlauben den Einsatz einer Vielzahl von Sekundärbrennstoffen in der Zementproduktion ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die in entwickelten Ländern gewonnenen Erfahrungen strahlen Zuversicht auf die indischen Zementwerke aus, unterschiedliche Brennstoffe aus Müll in der Zementherstellung einzusetzen.

­– Die mineralisierende Wirkung verschiedener Industrieabfälle, wie Kupferschlacke und verbrauchte Auskleidungen der Elektrolysezellen von Aluminiumschmelzöfen, die die Temperatur in der Sinterzone um nahezu 50 °C reduzieren können, ist in zweierlei Hinsicht vorteilhaft – einmal werden Abfallstoffe recycelt und zum andern wird Wärmeenergie in der Brenntechnik gespart. Es wurden auch Möglichkeiten der Aufbereitung von Kalkstein mit einem hohen Kieselsäureanteil diskutiert, um die Nutzungsdauer von Kalksteinvorkommen zu verlängern.

­– Es wurde eine Fallstudie präsentiert zum vorzeitigen Ausfall von hochtonerdehaltigen feuerfesten Materialien auf Grund eines hohen Schwefelgehalts im Brennstoff. Die verschiedenen feuerfesten Produkte der neuen Generation für die Zementindustrie wurden im Detail diskutiert. Es wurden auch Lösungen der feuerfesten Auskleidung zur Verbesserung der Produktivität beim Einsatz von Brennstoffen aus Müll diskutiert. Es wurde angeregt, feuerfestes Material aus Siliziumkarbid, das ZrO2 enthält, für zu Anbackungen neigende Bereiche in Ofenanlagen zu verwenden, speziell in einer chlorreichen Umgebung. Auch das Thema Feuerbeton zum Verhindern von Anbackungen im Steigrohr und im Ofeneinlauf wurde behandelt.

­– Weiterhin wurden Fragen zu Portland- und Mischzementen behandelt, bei Betonung der Nutzung von Abfall und alternativen Materialien. Der Einsatz von Beimischungen, wie Ligninsulfonat sowie leistungssteigernde und -beschleunigende Mittel, die Wirkung der Korngrößenverteilung, die Zementfeinheit und die Klinkersulfatkonzentration wurden ebenfalls diskutiert.

­– Behandelt wurden auch die Verwendung von chemischen Beimengungen im Betonbau, dabei speziell der Aspekt der Kompatibilität von Beimischungen mit unterschiedlichen Zementtypen, sowie die Vorteile mineralischer Beimengungen und von Mischzementen, um den Temperaturanstieg beim Einsatz von Massenbeton zu kontrollieren.

­– Der Einsatz von Sperranstrichmitteln zu einer wirksamen Verbesserung der Porenstruktur von Zementbeton sowie die Verbesserung von Poren, um den Beton undurchlässig und dauerhaft zu machen, wurden ebenfalls behandelt.

­– Es wurden Anlagen für die Produktion von Autoklavporenbeton und Kalksandstein diskutiert. Die Grundlage des Verfahrens zur Bewertung von Schwingungen, die durch Ausrüstungen übertragen werden, und zur geeigneten Analyse der Konstruktion von Fundamenten von vibrierenden Ausrüstungen in Zementwerken wurden weiterhin behandelt.

­– Die Entwicklung von Zement- und Betonsystemen, die mineralische Abfallstoffe enthalten und die in der Lage sind, mit konventionellen Systemen hinsichtlich technischer und Umweltaspekte, Kosten und Ästhetik zu konkurrieren, wurde diskutiert. Ein weiterer Diskussionspunkt war das langfristige Ziel, die Verwendung von Müll auf ein Niveau zu heben, das für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung sehr vorteilhaft ist.

­– Behandelt wurde der Einsatz von hochfestem Stahlfaserbeton als dauerhafte und nachhaltige Lösung bezüglich der Erosionsschäden an Betonbecken von Staudämmen und Überlaufbauwerken. Der Einsatz von hochfestem Stahlfaserbeton für die Reparatur des Betons von Wasserbauwerken, wie Staudämmen, sowie für Betonbauten und die Reparatur von beschädigtem Beton wurde ebenfalls diskutiert.

­– Gütekontrollsysteme auf der Grundlage der Methoden der Röntgenbeugung und Online-PGNA-Analysen (Prompt Gamma Neutron Activation) wurden diskutiert. Dabei wurde auch über die Verbesserung der Fertigkeiten des Laborpersonals zum Erreichen hoher Qualitätsstandards und einer globalen Wettbewerbsfähigkeit sowie über ein Testprogramm bezüglich des Könnens der einzelnen Labormannschaften zu einer wettebewerbsfähigen Verbesserung der Prüfgenauigkeit gesprochen.

­– Auf Grund der Entwicklung der Gewebefiltertechnik, bei der Membranfilterschläuche anstelle von Faserstoffen verwendet werden, sind die meisten Zementwerke von E-Filtern zu Rückspül-Gewebefiltern und Druckstoß-Filterschläuchen übergegangen und erreichen damit Staubemissionen von weniger als 20 mg/m³. Die vorhandenen E-Filter werden ganz oder teilweise zu Schlauchfiltern umgebaut, wobei die Einhausung des E-Filters soweit wie möglich genutzt wird. Hybridgaskonditionieranlagen werden in alte E-Filter eingebaut, um das Problem eines feuchten Bodens zu reduzieren und eine stabile Temperatursteuerung am Austritt des Gaskonditionierturms zu erreichen.

­– Bei den Bemühungen in Richtung einer „grüneren“ Produktion hat eines der Zementwerke die 7-R-Philosophie übernommen – Produktionserhöhung (Raise), Reduzierung (Reduce) des Verbrauchs, Freisetzung (Release) von weniger Emissionen, Schaffung (Realize) von Werten aus Abfall, Ersetzen (Replace) von konventionellen Brennstoffen und Rohmaterialien, der Natur wiedergeben (Restore), was man ihr nimmt, Forschung (Research) und Berichtswesen (Records) durch richtige Dokumentation.

­– Die Oxyfuel-Technologie, bei der reiner Sauerstoff anstelle von Luft für die Verbrennung der Brennstoffe eingesetzt wird, befindet sich noch im Stadium der Forschung und Entwicklung, ist aber für die CO2-Abscheidung und -Speicherung ein sehr vielversprechendes Konzept. Überlegungen wurden angestellt zum Umweltmanagement in der Zementindustrie für eine nachhaltige Entwicklung, zu Möglichkeiten der Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Zementsektor und auf dem CDM-Markt sowie zur Integration von Energie in die Ökobilanzierung zwecks Nachhaltigkeit.

 

Die parallel zum Seminar veranstaltete technische Ausstellung mit 65 Ausstellern gab einen Einblick in die neuesten Entwicklungen von Maschinen, dazugehörigen Hilfsmitteln und Leistungen für die Zementindustrie. Sie bot die Gelegenheit zu einem gegenseitig nützlichen Austausch, sowohl technisch als auch kommerziell, zwischen Maschinenbauern und Teilnehmern.

 

Interessenten, die nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten, können noch Pakete bestehend aus dem Band mit den Tagungsberichten (mit erweiterten Zusammenfassungen) und einer CD (mit vollem Text der Beiträge plus Ausstellerverzeichnis) für 100 US$ erstehen. Wer rechtzeitig bestellt, erhält zusätzlich noch eine Kopie der Sonderveröffentlichung mit dem Titel „Szenario der globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und Ausblick für die indische Zement- und Bauindustrie“, die 13 Artikel mit wertvollen neuesten Daten zur indischen Zementindustrie sowie zur Zement- und Bautechnologie enthält. Diesbezügliche Anfragen sind zu richten an nccbm@vsnl.com oder seminar@ncbindia.com

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