Fördertechnik über ein dreiviertel Jahrhundert

Der Intralogistik-Anbieter BEUMER (Bild 1) feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen und blickt auf seine erfolgreiche Firmengeschichte zurück. Individuelle Kundenlösungen sowie Produkte und Systeme, die für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit sorgen – mit diesem Anspruch entwickelt die Unternehmensgruppe mit Sitz in Beckum und Gesellschaften rund um den Globus zukunftsweisende Intralogistik-Lösungen. Im Jahr 1935 wagte der damals 33-jährige Oberingenieur ­Bernhard Beumer, der damals im Bereich Fördertechnik bei einem ­Essener Unterneh­men arbeitete, den
Sprung in die ­Selbstständigkeit. Neben Mut und Entschlossenheit war sein wich-
tigstes Gründungskapital der Erfahrungsschatz aus seinen bisherigen Tätigkeiten: Angefangen hatte er als Reparaturschlosser, war dann im Bergbau beschäftigt und arbeitete längere Zeit im Ruhrgebiet. Später absolvierte er sein Ingenieurstudium. Mit der Idee, auf eigenen unternehmerischen Beinen zu stehen, beschäftigte sich Bernhard Beumer schon länger. Als er hörte, dass in seiner Heimatstadt Beckum eine leer stehende Fabrik zu erwerben sei, griff er zu (Bild 2).

 

Die Anfänge

Der Grundstein der Geschäftsaktivitäten war die klassische Fördertechnik. Ihren ersten Arbeitstag hatten Bernhard Beumer und seine ersten vier Mitarbeiter am 9. Dezember 1935. Das Unternehmen begann bei null. Doch der junge Oberingenieur kannte aus eigener Erfahrung die Bedürfnisse der Anwender. Damit brachte er schon mit der Gründung seiner Firma die ersten Aufträge aus der Baustoff- und Zementindustrie und auch aus dem Bergbau mit. Ein entscheidender Schritt für den Erfolg der BEUMER Fördertechnik (Bild 3) war die Entwicklung der Tragrolle mit Labyrinthdichtung. Diese ließ der Firmengründer patentieren und integrierte sie in weitere Produkte. Aus dieser Tragrolle leitete er das noch heute bestehende Firmenzeichen ab: Der Kreis stellt das Rohr der Tragrolle im Querschnitt dar, der Pfeil steht für die Tragrollenachse. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs waren etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt.

Entwicklung der Becherwerke

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Fördertechnik war bei BEUMER die Entwicklung der Becherwerke. Dipl.-Ing. Bernhard Beumer, der Sohn des Firmengründers, trieb diese Technik stark voran. Schnell erkannte er: Eine Kette als Zugelement ist zu schwer. Durch ihr Eigengewicht hebt sich ein Großteil ihrer Zugkraft auf. BEUMER war damals schon Experte im Bereich der Gurtfördertechnik. Das brachte ihn auf die Idee, den Gurt als Zugelement für Becherwerke zu nutzen. Um die Becher zuverlässig am Gurt zu befestigen, setzte er einen Gurt mit Stahlseilen ein. Er ordnete die Stahlseile so an, dass Zonen mit Seil und Zonen ohne Seil entstanden. In die Zonen ohne Seil sind die Löcher gestanzt, um die Becher mit dem Gurt zu verbinden. Mit diesen Becherwerken hatte BEUMER eine Fördertechnik geschaffen, mit der deutlich höhere Geschwindigkeiten gefahren und größere Achsabstände realisiert werden konnten (Bild 4). Heute erreichen Gurtbecherwerke von BEUMER Achsabstände von 175 Metern und mehr. Mitte der 80er Jahre hat BEUMER etwa 100 Becherwerke installiert, in den Jahren 2007 und 2008 waren es weltweit rund 450 Becherwerke pro Jahr. Bernhard Beumer hat dabei nicht nur die Produktentwicklung in der Fördertechnik vorangetrieben, sondern auch die Spezialisierung des Unternehmens auf die drei Bereiche Fördern und Verladen, Palettieren und Verpacken sowie Sortieren und Verteilen. Auch zur Internationalisierung der Gruppe hat er entscheidende Weichen gestellt und unter anderem Gesellschaften in Brasilien, USA und Asien gegründet.

 

Über Stock und Stein – kurvengängige Bandanlagen

Bereits vor 50 Jahren hat BEUMER die Grundlagen für kurvengängige Bandanlagen gelegt. Die ersten grundsätzlichen theoretischen Auslegungen für Kurvenbandanlagen am Markt stammten aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Beckumer. Dieses Know-how wurde stetig weiterentwickelt, so dass die Gruppe heute zu den Technologieführern bei kurvengängigen Bandanlagen sowohl in offener Ausführung als Muldengurtförderer als auch in geschlossener Version als Rohrgurtförderer zählt. Mit der Übernahme der tschechischen Koch Holding a. s. im Frühling 2010 hat die BEUMER Gruppe ihren Marktanteil in diesem Bereich signifikant gestärkt. Eine eindrucksvolle Referenz ist die 12,5 Kilometer lange Muldengurtförderanlage in der chinesischen Provinz Sichuan, die 2008 in Betrieb gegangen ist und die pro Stunde rund 1500 t Kalkstein vom Steinbruch ins Zementwerk transportiert. Ihre Linienführung ist mehrfach vertikal und horizontal kurvengängig. Die Anlage überbrückt insgesamt 1,5 Kilometer Wasserfläche, große Bambuswälder und überwindet auch auf kurzen Distanzen Höhenunterschiede bis zu 100 Metern.

 

Palettieren und Verpacken

Die Baureihe BEUMER robotpac palettiert und depalettiert mit spezifischen Greifelementen und -werkzeugen unterschiedliche Packstücke für die Baustoff- und Zementindustrie. Um diese palettierte Ware ­energieeffizient zu sichern, zu schützen und dabei eine optimale Displaywirkung zu er­­-
zielen, bietet BEUMER die Hochleistungs-Verpackungsmaschine BEUMER stretch hood an. Sie verpackt zum Beispiel Mörtel- oder Zementsäcke, die auf Paletten gestapelt sind, für den Transport. Sie ermittelt vollautomatisch die unterschiedlichen Stapelhöhen und errechnet den optimalen Folien­bedarf.

 

BEUMER heute

Seit dem Jahr 2000 wird das Unternehmen unter der Leitung von Dr.-Ing. Christoph Beumer in der dritten Generation geführt. Für den Erfolg ist maßgeblich der familiäre Geist verantwortlich. An ihren Wahlspruch „Nicht der kurzfristige Gewinn, sondern der langfristige Erfolg ist unser Ziel“ hat sich die BEUMER Gruppe bis heute konsequent gehalten. Den langfristigen Erfolg des Unternehmens sichert BEUMER durch kontrolliertes Wachstum, ein breites Angebotsspektrum und die globale Aufstellung. Seit der Integration von Crisplant Mitte 2009 – Spezialist für Gepäcksortieranlagen für Flughäfen und Sortiertechnik für Kurier-, Express- und Paket-Dienstleister – ist das Unternehmen einer der Weltmarktführer in der Hochleistungs-Sortiertechnik für Flughäfen. Die BEUMER Gruppe beschäftigt heute etwa 2000 Mitarbeiter, die einen Jahresumsatz von rund 375 Millionen € erwirtschaften.

Das Unternehmen stellt an sich selbst einen hohen Anspruch in Sachen Nachhaltigkeit. Management und Mitarbeiter verstehen dabei diesen Begriff nicht als Modeschlagwort, sondern als die Ausgewogenheit zwischen ökologischem Anspruch, ökonomischem Erfolg und sozialer Verantwortung. Auf die Unternehmensgruppe bezogen heißt das, energieeffiziente Lösungen zu entwickeln, mit Ressourcen schonend umzugehen und den Anwendern ergonomische Lösungen zur Verfügung zu stellen. Diese Firmenphilosophie, zusammen mit der Einbindung der Mitarbeiter in alle betrieblichen Prozesse, Innovationsfreude und Kommunikation sowie der permanente Dialog zwischen Vertrieb, Technik, Forschung und Entwicklung bilden die Grundlage für die zukunftsorientierte Ausrichtung.

www.beumer.de

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