„Eine gute Vertrauensbasis ist wesentlich für unsere Unternehmensphilosophie“

Claudius Peters, der Spezialist für Zementanlagen und Schüttguthandling für Kohlemahl- und Einblasanlagen, Tonerde-Handling, Gips-Kalzinieranlagen und Silo & pneumatische Förderanlagen, hat seit 1.1.2010 einen neuen Geschäftsführer – Reiner Frühling. Die ZKG INTERNATIONAL traf sich mit Herrn Frühling und sprach mit ihm über seine neue Position, seine Visionen und die Entwicklung von Claudius Peters.

ZKG INTERNATIONAL: Am 1.1.2010 haben Sie die Geschäftsführung von Claudius Peters übernommen – was waren die wesentlichen Meilensteine in Ihrer Entwicklung?

Reiner Frühling: Ich bin Dipl.-Ing. für Verfahrenstechnik, habe hier in Hamburg studiert und bin 1978 mit meinem Studium fertig geworden. Nach einem Jahr in einem anderen Industriezweig habe ich 1980 bei Claudius Peters angefangen – ein bisschen artfremd – ich bin in die Konstruktion gegangen, gerade das technisch fundierte Wissen war für mich wichtig. Danach wurde ich Gruppenleiter für die Konstruktion von Kohle- und Gipsmahlanlagen und anschließend Abteilungsleiter der Konstruktion. Nach mehreren Jahren in der Technik habe ich den Wechsel in den Vertrieb vollzogen und habe das internationale Marketing der Mahltechnik übernommen – Mahltechnik war immer schon mein Schwerpunkt. Auch vorher hatte ich schon viele Kundenkontakte, so dass der Wechsel nicht schwerfiel. 1999 wurde mir die Bereichsleitung für den Vertrieb der Zement- und Stahltechnik angeboten und 2002 mit der Übernahme von CP durch die Langley Holding bekam ich das Angebot für die Gesamtvertriebsleitung für alle CP-Produkte. Diesen Bereich hatte ich inne, bis ich jetzt zum Geschäftsführer ernannt wurde. Das war ein klassische „Inhouse“-Entwicklung, die heute immer seltener anzutreffen ist – aber typisch für CP ist. Wir versuchen auch bewusst, jungen Mitarbeitern eine Entwicklung im eigenen Unternehmen zu geben. Dadurch haben viele unserer Mitarbeiter eine sehr enge Beziehung zu unserer Firma, was sich auch in sehr geringen Personalfluktuationen widerspiegelt.

ZKG INTERNATIONAL: Was sind Ihre Ziele als Geschäftsführer? Welche Visionen haben Sie?

Reiner Frühling: Mein oberstes Ziel ist es, dass Claudius Peters diese internationale Wirtschaftskrise unbeschadet durchlebt und wie bisher weiterhin profitabel am Markt agiert. Ich setze auf Kontinuität im Geschäft, denn die Ergebnisse zeigen uns, dass wir bisher nicht schlecht gewirtschaftet haben. Wir werden wie bisher, sparsam sein und nicht über unsere Verhältnisse leben. Ich sehe für Claudius Peters gute Entwicklungsmöglichkeiten in Osteuropa und Russland, in Indien, in China und Asien, sowie in den USA und Canada. Hier wird ein Schwerpunkt in unseren Marktentwicklungen liegen. Technisch stelle ich mir vor, dass Produkte von Claudius Peters auch weiterhin in der Welt einen erstklassigen Ruf besitzen werden und dieses von unseren Kunden honoriert wird.

ZKG INTERNATIONAL: Was liegt Ihnen bei der Umsetzung besonders am Herzen?

Reiner Frühling: Wir übertragen den Mitarbeitern viel Verantwortung und damit setzen wir auch ein großes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten. Eine gute Vertrauensbasis ist wesentlich für unsere Unternehmensphilosophie – es muss auch Kritik geäußert werden dürfen! Des Weiteren haben wir ein betriebliches Vorschlagswesen – das ist eine sehr positive Sache – viele wirklich gute Ideen sind darüber verwirklicht worden. Ganz wichtig finde ich auch, den Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten im eigenen Hause zu geben – das fördert auch die für CP so wichtige Kontinuität.

ZKG INTERNATIONAL: Welche Firmenstrategie erlaubt es einem Unternehmen über lange Jahre hinweg erfolgreich zu agieren?

Reiner Frühling: Eine erfolgreiche Marktteilnahme seit mehr als 100 Jahren basiert in erster Linie auf innovativen Produkten, einem hohen Bekanntheitsgrad im Markt und der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Hierbei wird seit jeher ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, Maschinen und Anlagen zu konzipieren, die in Ihrer Effektivität, im täglichen Betrieb und in Ihrer Qualität den immer höheren Ansprüchen gerecht werden. Wir sind der Meinung, dass wir keinen Benchmark-Vergleich zu scheuen brauchen. Trotz des heute im Weltmarkt vorhandenen Kostendruckes hat Claudius Peters nie den Anspruch aufgegeben qualitative und innovative Produkte zu liefern. Wir verfolgen das erklärte Ziel, auch in den nächsten Jahrzehnten hier an führender Stelle zu agieren.

ZKG INTERNATIONAL: Auf welchen Grundsätzen basiert die Firmenphilosophie von Claudius Peters?

Reiner Frühling: Dieses wird am besten durch unsere interne Firmenphilosophie erklärt. Diese lautet: „providing world-class engineering solutions to world class clients, building mutually beneficial long-term relationships“.

Speziell das Ziel, eine für beide Seiten positive, langfristige Geschäftsbeziehung aufzubauen, erfordert ein hohes Maß an Ehrlichkeit, Kontinuität und Verlässlichkeit. Nur zufriedene Kunden suchen den erneuten Kontakt zum selben Lieferanten und sind somit entscheidend für den langjährigen Erfolg.

ZKG INTERNATIONAL: Und wie wird das gemeinsam mit den Mitarbeitern umgesetzt?

Reiner Frühling: Wir verfolgen im Haus eine Arbeitsweise, die dem Einzelnen einen großen Entfaltungsspielraum ermöglicht, aber auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung abverlangt. Diese Arbeitsweise fördert die Motivation im Unternehmen. Wir fördern bewusst den Teamgedanken, haben aber dennoch klare Strukturen in Bezug auf die Verantwortlichkeiten. Seit jeher investiert Claudius Peters kontinuierlich in Weiter- und Neuentwicklung unserer Produkte. Als besonders vorteilhaft hat sich hier die Arbeitsweise im Team herausgestellt. Diese Teams setzen sich aus Entwicklern, Konstrukteuren, Fertigungsspezialisten, Automatisierungsfachleuten etc. zusammen. Ein besonderes Augenmerk legen wir auch auf ein gutes technisches und kommerzielles Risikomanagement. Trotzdem ist uns bewusst, dass in der täglichen Arbeit auch Fehler unterlaufen können. Wenn es einmal zu einem Fehler gekommen ist, legen wir besonderen Wert darauf, gemeinsam daraus zu lernen, um eine Wiederholung zu verhindern. Im Hause wird die Politik der offenen Tür gepflegt. Probleme in der täglichen Arbeit lassen sich oftmals noch immer durch ein kurzes Gespräch schneller lösen, als durch aufwendigen E-Mail Austausch unter den Beteiligten.

ZKG INTERNATIONAL: Was waren Meilensteine in der Firmengeschichte?

Reiner Frühling: Hier gibt es in technischer Hinsicht eine Vielzahl von Meilensteinen zu nennen. Claudius Peters entwickelte bereits Ende der 70iger Jahre Gipskalzinieranlagen in denen in der CP EM Mühle die Vermahlung und Kalzinierung des Gipses in einer Maschine stattfanden. Dieses Verfahren ist bis heute das weltweit führende Verfahren für Kalzinieranlagen in Verbindung mit Gipskartonplattenproduktionen.

Seit jeher wird der Name Claudius Peters im direkten Zusammenhang mit Klinkerkühltechnik genannt. Claudius Peters entwickelte als erster Lieferant Walzenbrecher für Klinker. Eine Technologie, die sich weltweit für Kühler größerer Leistungen durchgesetzt hat. Mit der Entwicklung des ETA-Kühlers gelang ein weiterer Meilenstein in der Klinkerkühltechnik. Der ETA-Kühler ist ein Klinkerkühler der vierten Generation und zeichnet sich durch höchste Verfügbarkeit, höchsten Wärmerückgewinn und niedrigsten Ersatzteilbedarf aus. Als Novum in der Klinkerkühltechnik ist zu nennen, dass der Anteil der Teile, die im Betrieb mit dem Klinker in Kontakt kommen, fast komplett eliminiert werden konnte. Dieses führt zu sehr hohen Betriebstandzeiten und einer fast vollständigen Eliminierung von Verschleißteilen. Von der Markteinführung im Jahr 2004 bis heute wurden bisher 43 ETA-Kühler verkauft. Dieser Verkauferfolg bestätigt die Richtigkeit unserer Entwicklung.

Ein weiterer Meilenstein war die Entwicklung des Entspannungskammersilos. Diese Technologie begeistert seit vielen Jahren mehr und mehr Kunden weltweit. Durch die Entspannungskammer-Technologie wird auch nach mehreren Jahren Betrieb ein optimales Austragsverhalten aus dem Silo sichergestellt. Durch die Entspannung des Zementes vor dem Verlassen des Silos wird möglicher Verschleiß an den Austragsorganen minimiert.

Besonders möchte ich an dieser Stelle auch die Entwicklung des FLUIDCON Förder­systems erwähnen. Die­ses geniale System ist in der Lage bis zu 50  % Energieeinsparung im Vergleich zu herkömmlichen pneumatischen Förderverfahren zu er­zielen. Die angegebenen Beispiele geben nur einen kurzen Abriss von wichtigen Meilensteinen. Sie zeigen jedoch, dass Innovation und kontinuierliche Entwicklung unserer Produkte einen hohen Stellenwert genießen.

ZKG INTERNATIONAL: Welche Geschäftsbereiche haben besonders zu einer stabilen Entwicklung beigetragen?

Reiner Frühling: Claudius Peters hat frühzeitig darauf geachtet Synergien zu nutzen und in mehreren verschiedenen Industrien tätig zu sein. Wir liefern heute unsere Anlagen in hauptsächlich 5 verschiedene Industrien. Hierbei handelt es sich um Zement und Baustoffe, Gips, Aluminium, Stahl, Kraftwerke und die Kohle- und Mineralienvermahlung. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass dieser breite Industrieaufbau große Vorteile mit sich bringt. Wenn auch nach wie vor die Zement- und Baustoffindustrie den größten Teil unserer Aktivitäten ausmacht, so tragen alle anderen genannten Industrien wesentlich zu unserem Geschäftserfolg bei.

Nehmen Sie zum Beispiel unsere Aktivitäten in der Stahlindustrie. Hier liefert Claudius Peters komplette Kohlemahl- und Einblasanlagen für Hochöfen. Dabei handelt es sich um zum Teil sehr komplexe Anlagen, die technologisch höchste Ansprüche an die Betriebssicherheit, Verfügbarkeit, Verteilgenauigkeit der Kohle auf die Brenner etc. fordern. Claudius Peters tritt hier als einziger Anbieter im Weltmarkt auf, der alle Prozesse, angefangen von der Rohkohlelagerung über die Vermahlung, pneumatische Förderung und Verteilung auf die Brenner, aus einer Hand liefern kann.

ZKG INTERNATIONAL: Welche Alleinstellungsmerkmale charakterisieren Claudius Peters?

Reiner Frühling: Als wichtigstes Alleinstellungsmerkmal möchte ich unser eigenes Technikum nennen. Dieses Technikum ist die Keimzelle unserer Eigenentwicklungen und ist mit wichtigen eigenen Prozessen und Maschinen ausgestattet. Wir testen hier im industriellen Maßstab Neuentwicklungen, bevor wir damit in den Markt gehen. Nebenbei bieten wir unseren Kunden an, ihr Produkt auf ­unseren Maschinen zu testen. Wir sind z.  B. in der Lage pneumatische Förderungen im industriellen Maßstab von bis zu 600 m Länge zu testen. Zum Technikum gehört ein Schüttgutlabor in dem wir alle Schüttgüter, die uns angeliefert werden, untersuchen. Unsere Schüttgutdatenbank beinhaltet heute über 10 000 verschiedene Produkte und ist einzigartig in der Industrie. Oftmals werden wir auch von namhaften Industrieunternehmen mit der Bitte kontaktiert, umfangreiche Untersuchungen mit ungewöhnlichen Produkten durchzuführen. Ein weiteres Novum ist die sehr enge Zusammenarbeit mit umliegenden Universitäten. Wir betreuen kontinuierlich Studenten, die bei Claudius Peters Untersuchungen und Versuche im Rahmen Ihrer Bachelor- oder Masterarbeiten durchführen. Besonders stolz sind wir auf unsere eigene Fertigung. Unsere Kernprodukte werden am Standort gefertigt und getestet. Dieses garantiert eine gleichbleibend hohe Qualität und verhindert Reklamationen. Letztendlich ist auch noch unser international aufgebautes Firmen- und Vertreternetzwerk zu nennen. Claudius Peters ist heute mit 10 eigenen Firmen weltweit vertreten. Dieses ermöglicht uns, unsere Kunden schnell und kompetent zu betreuen.

ZKG INTERNATIONAL: Wie und wann hat sich die Firma auf die derzeitige Krise eingestellt? Was wird zur Mitarbeiter-Motivation getan?

Reiner Frühling: Erste Anzeichen dafür, dass der Wirtschaftsboom zu Ende geht, waren schon Mitte 2008 feststellbar. Wir haben deshalb sehr frühzeitig damit begonnen ein besonderes Augenmerk auf unsere Auslastung zu legen. Hier wurde unser flexibles Arbeitszeitmodell genutzt und in wenigen Bereichen auch vorübergehend Kurzarbeit durchgeführt. Im begrenzten Umfang hat Claudius Peters, wie viele andere Firmen auch, Personal reduziert. Hierbei handelte es sich jedoch zum größten Teil um Aushilfskräfte bzw. befristet eingestellte Mitarbeiter, die während der Boomphase für uns tätig waren. Diese erforderlichen Anpassungen sind abgeschlossen und wir haben das Jahr 2009 wie geplant erfolgreich abschließen können. Auch für 2010 sehen wir uns richtig aufgebaut. Die beste Motivation für unsere Mitarbeiter ist es, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in einer Firma tätig zu sein, die profitabel und kerngesund ist. Dieses gibt jedem Einzelnen ein Höchstmaß an persönlicher Sicherheit, die speziell in der jetzigen Wirtschaftskrise von unseren MA geschätzt wird.

ZKG INTERNATIONAL: Wie sehen die Konzepte für die Zukunft aus?

Reiner Frühling: Das Hauptziel für die Zukunft ist unverändert. Wir möchten unseren Kunden weiterhin erstklassige Maschinen und Anlagen verkaufen und als Firmengruppe profitabel sein. Claudius Peters verfolgt weiterhin das Ziel, neue Maschinen und Verfahren zu entwickeln und diese in der Industrie einzuführen. Im Umkehrschluss verfolgen wir aber auch das Ziel, bereits bekannte Verfahren in für uns neue Industrien einzusetzen. So ist zum Beispiel unsere langjährige Erfahrung bei Kohlemahl- und Einblasanlagen in der Stahlwerksindustrie eine hervorragende Basis für einen Einstieg in die sich stark entwickelnde Kohlevergasungsindustrie. Hier kommen uns auch unsere Erfahrungen aus dem Sektor der pneumatischen Förderungen sehr zu Gute. Claudius Peters wird weiterhin den Anspruch verfolgen, Frontrunner in der Entwicklung neuer Maschinen und Verfahren in unseren Spezialgebieten zu sein. Auch wenn man heutzutage neu entwickelte Produkte und Verfahren teilweise schon nach sehr kurzer Zeit in ähnlicher Ausführung im Markt vorfinden kann, so verbleibt das Basiswissen, das während einer zum Teil langjährigen Entwicklung gewonnen wurde, immer beim Erfinder. Dieses kann glücklicherweise nicht kopiert werden und sichert über Jahre den technologischen Vorsprung. Neben diesen technischen Ansprüchen werden wir weiterhin eng am Markt sein, um unsere Kunden optimal beraten zu können.

ZKG INTERNATIONAL: Welchen Stellenwert haben Forschung und Entwicklung in der Firmengeschichte?

Reiner Frühling: Dieses Thema haben wir schon in einigen vorherigen Fragen kurz angerissen. Claudius Peters hat für sich den Anspruch, innovative und neuartige Maschinen und Verfahren für unsere Industrien zu entwickeln. Im Bereich Forschung und Entwicklung sind ca. 5 % unseres gesamten Personals tätig und wir investieren in diesen Bereich jedes Jahr einen nennenswerten Betrag. Die Entwicklung eines neuen Produktes nimmt inklusive erforderlicher Praxistests zum Teil mehrere Jahre in Anspruch. Nehmen Sie die Entwicklung des neuen ETA-Kühlers. Von der ersten Idee bis zur Marktreife vergingen ca. 5 Jahre. Bevor wir diesen Kühler erstmalig in der Zementindustrie eingesetzt haben, wurde das Grundprinzip in einer artverwandten Industrie mit einem klinkerähnlichen Produkt getestet. Der Durchbruch in der Zementindustrie gelang uns auch durch die innovative Sichtweise der Firma Holcim, die von Anfang an, von dieser neuen Technologie überzeugt war. Die tollste Entwicklung führt nicht zum Erfolg, wenn es keine Kunden gibt, die das Risiko eingehen, der Erste zu sein, der das Produkt einsetzt. Nur innovativ eingestellt Kunden, die bereit sind ein Teilrisiko mitzutragen, ermöglichen Anbietem kreative Produkte zu entwickeln. Unser heutiges Geschäft basiert ganz wesentlich auf unseren eigenen erfolgreichen Entwicklungen. Nur die permanente Weiterentwicklung wird dieses auch für die Zukunft garantieren.

ZKG INTERNATIONAL: Wie sichert CP den Transfer von Erfahrungen und Fachwissen ausscheidender Mitarbeiter?

Reiner Frühling: Grundsätzlich lässt es sich nicht vermeiden, dass Erfahrungsträger ausscheiden, um z.  B. neue Herausforderungen in der Industrie suchen. Die besten Maßnahmen gegen Know-How-Verlust sind das Dokumentieren von technischen Erkenntnissen sowie die Zurverfügungstellung dieses Wissens innerhalb der Organisation. Neben allgemeinen technischen Hinweisen bei der Auslegung und dem Bau unserer Anlagen ist unser Spezialwissen in technischen Auslegungsprogrammen niedergeschrieben. Technisch wird diese Aufgabe von unseren Produktlinienmanagern wahrgenommen, die auch für die Forschung und Entwicklung zuständig sind. Zusätzlich versuchen wir natürlich durch eine gezielte Personalpolitik zu verhindern, dass Fachwissen nur in einer Person verankert ist. Claudius ­Peters bietet seit jeher Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der eigenen Organisation. Wir ziehen es vor Nachfolgeregelungen bzw. neue Positionen aus der Firma heraus zu besetzen. Wir freuen uns darüber, dass wir eine sehr niedrige Fluktuationsrate im Unternehmen haben.

ZKG INTERNATIONAL: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um in Zukunft weiterhin auf genügend Experten zurückgreifen zu können?

Reiner Frühling: Zum einen pflegen wir, wie bereits zuvor gesagt, einen sehr engen Kontakt zu umliegenden Universitäten. Viele unserer heutigen Leistungsträger haben vor Jahren ihre Diplomarbeit im Technikum bei Claudius Peters durchgeführt. Oftmals hat sich daraus ein gegenseitiges Interesse entwickelt, das nicht selten zur Anstellung führte. Dieses ist auch heute unverändert der Fall. Ein besonderes Augenmerk legen wir aber auch auf Mitarbeiter in unserem technischen Dienst. Diese nehmen weltweit unsere Anlagen in Betrieb und verfügen über ein fundiertes technisches Wissen. Diese Mitarbeiter sind aufgrund Ihrer großen Erfahrung für uns besonders wichtig. Wir begrüßen es, wenn z.  B. ein Inbetriebnehmer nach Jahren der Auslandstätigkeit den Wunsch hat, zukünftig eine Tätigkeit im Büro auszuführen. Diese Wünsche versuchen wir soweit wie möglich umzusetzen. Zukünftig werden wir bei Einstellungen von Jungingenieuren versuchen, diese dafür zu begeistern, zunächst einmal einige Praxiserfahrung zu sammeln, um dann als Abwickler oder Vertriebsingenieur tätig zu sein. Wir sind sicher, dass sich solch ein Praxiswissensvorsprung sehr vorteilhaft für die eigene Entwicklung auswirken wird. Daneben bietet Claudius Peters seinen Mitarbeitern gute Entwicklungsmöglichkeiten. Vorzugsweise werden offene Positionen aus eigenen Reihen heraus besetzt.

ZKG INTERNATIONAL: Wie werden Mitarbeiter in die Firmenentwicklung einbezogen?

Reiner Frühling: Claudius Peters hat im Hause als tariflich gebundenes Unternehmen natürlich alle gesetzlichen Gremien wie Betriebsrat, Wirtschaftsausschuss etc. Über diese Gremien werden unsere Mitarbeiter über alle geplanten Entwicklungen informiert. Firmenstrategische Überlegungen werden natürlich zunächst einmal mit unserem Gesellschafter Hr. Langley persönlich besprochen. Technisch verfügen wir über ein gut funktionierendes betriebliches Vorschlagswesen, dass schon eine Vielzahl guter Entwicklungen in Gang gesetzt hat. Im Bereich F&E arbeiten der Vertrieb, das Produktlinienmanagement und die technische Abwicklung eng zusammen, um Märkte zu analysieren und neue Entwicklungen vorzuschlagen. In gemeinsamen F&E Meetings werden neue Projekte dann gemeinsam verabschiedet und laufende Vorhaben kontrolliert.

ZKG INTERNATIONAL: Welche Märkte haben derzeitig und in Zukunft Wachstumspotential?

Reiner Frühling: Wir sehen in einigen Ländern Osteuropas gutes Potential. Auch der russische Markt wird unserer Meinung nach sehr bald wieder anziehen. Indien bietet ein sehr großes Wachstumspotential. Unsere Erfahrungen zeigen, dass dieser Markt jedoch möglichst direkt aus Indien heraus bearbeitet werden sollte. China ist nach wie vor unser wichtigster asiatischer Markt. In China sind wir seit Jahren mit zwei eigenen Niederlassungen vertreten und wir erwarten auch hier weiterhin gute Geschäfte. Einige asiatische Länder wie Indonesien, Malaysia, Vietnam zeigen interessante Projekttätigkeiten, andere hingegen so gut wie keine. Im Nahen Osten sehen wir in den nächsten Jahren keinen Boom auf uns zukommen. Interessant dürften sich jedoch Ägypten und einige nordafrikanische Länder entwickeln. In den USA und in Canada sehen wir interessante Projekte in der Kohlevergasung. Weiterhin sehen wir positive Anzeichen in Südamerika. Insgesamt erwarten wir für das Jahr 2010 jedoch noch eine verhaltene Investitionsbereitschaft.

ZKG INTERNATIONAL: Welche Bedeutung hat für die Firmenentwicklung die Einbindung in die Langley Holding Gruppe? Welche Auswirkungen auf das Tagesgeschäft hat die Zugehörigkeit zu einer privaten Engineeringgruppe?

Reiner Frühling: Nach mehr als 30 Jahren Konzernzugehörigkeit wurde Claudius Peters Ende 2001 von Langley Holdings akquiriert. Natürlich bringt so etwas Veränderungen mit sich. Dieser Prozess dauerte ca. 1 Jahr. In diesem Zeitraum ist es uns gelungen Claudius Peters noch erfolgreicher für den Markt aufzustellen. Managementstrukturen wurden angepasst und Entscheidungswege wurden verkürzt. Seit 2002 wurden von Langley Holdings drei weitere Firmengruppen erfolgreich akquiriert. Innerhalb Langley Holdings arbeiten heute weltweit mehr als 2300 Mitarbeiter. Die gesamte Firmengruppe umfasst heute mehr als 45 Firmen, arbeitet sehr profitabel und generierte in 2009 einen Gesamtumsatz von 425 Mio. €. Trotz einem zum Vorjahr um ca. 17 % niedrigeren Umsatzes konnte der Gewinn nahezu konstant gehalten werden. Diese sehr gute Finanzlage kommt jeder Gesellschaft zugute. Im Jahre 2003 wurde Langley Holdings in England an 54-igster Stelle der am schnellsten wachsenden Firmen in England geführt. 2006 wurde Langley Holdings auf der 101 Position der 250 Top Firmen Englands geführt. Das Tagesgeschäft betreiben wir selbstständig. Wir stimmen uns jedoch bei besonderen Projekten eng mit unserem Eigentümer ab.

ZKG INTERNATIONAL: Welche Produkte haben technologische Benchmarks gesetzt bzw. werden setzen? Können Sie uns etwas zu den neuesten Innovationen von CP sagen? Wie schätzen Sie die Zukunft der Baustoffbranche?

Reiner Frühling: Hier gab es in der Vergangenheit eine Vielzahl von Produkten. Ich möchte hier nur die wichtigsten Entwicklungen aufzählen. Hierzu gehören: Hydraulikantrieb für Klinkerkühler, Walzenbrecher für Klinkerkühler, ETA-Kühler, Fluidcon Förderverfahren, Entspannungskammer Silos und Inspektionskammersilos, Kohlemahl- und Kohleeinblasung für Hochöfen, Gipskalzinierung im geschlossenen Mahlkreislauf, …Ich könnte die Liste der Produkte und Verfahren bei denen Claudius Peters den Benchmark setzte sicherlich noch deutlich verlängern. Interessanter für Ihre Leser dürfte jedoch der zweite Teil Ihrer Frage in Bezug auf neue Innovationen sein. Hier möchte ich beispielhaft auf zwei neue Entwicklung von ­Claudius Peters zu sprechen kommen. Wir haben ein Verteilsystem für feine Schüttgüter entwickelt, dass Massenströme in einer bisher noch nicht bekannten Genauigkeit verteilen kann. Wir sehen hierfür vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Industrien. Wir können das System auch im Druckbereich einsetzen, ohne an Genauigkeit zu verlieren. Wir sehen heute Anwendungsfälle in der Stahlindustrie, in Kraftwerken, bei Kalköfen und überall dort, wo feine Materialien möglichst genau auf mehrere Aufgabestellen verteilt werden müssen.

Im Bereich Gipskalzinierung haben wir Verfahren entwickelt, die die produzierte Gipsqualität wesentlich verbessern werden. Dieses wird dazu führen, qualitativ verbesserte Endprodukte produzieren zu können, sowie erhebliche Energieeinsparungen bei der Trocknung von Gipskartonplatten zu erzielen. Daneben bieten diese Verfahren auch die Möglichkeit REA-Gipse und andere Industriegipse in hochwertige Endprodukte weiterzuverarbeiten.

Wir sind davon überzeugt, dass die Baustoffindustrie für Claudius Peters auch weiterhin die Schlüsselindustrie sein wird. Die Baustoffindustrie hat sich in der Vergangenheit schon immer zyklisch entwickelt. Ich bin seit 1980 für Claudius Peters tätig und seit dieser Zeit sprechen wir von einem 7 Jahreszyklus. Das besondere an der derzeitigen Wirtschaftskrise ist jedoch die gegenseitige Beeinflussung zwischen den unterschiedlichsten Industrien. Hier wurde uns allen deutlich gemacht, wie global unsere Welt mittlerweile vernetzt ist und wie stark eine Industrie von einer anderen abhängt.

Es wird einige Zeit dauern, bis der Baustoffbedarf wieder ­
soweit angestiegen sein wird, vorhandene Kapazitäten vollständig auszulasten. Bis dahin erwarten wir Investitionen in Ertüchtigungen vorhandener Anlagen, sowie in Leistungssteigerungen. Claudius Peters ist für solche Projekte der richtige Partner und ich bin sicher, dass wir unseren Marktanteil behaupten werden.

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