Haushaltskonsolidierung nicht zu Lasten der Standortinfrastruktur

Die Konsolidierung der Staatsfinanzen hat höchste politische Priorität, sie darf aber nicht zu Lasten der Standortqualität in Deutschland gehen. „Ungeachtet künftig drastisch verengter Haushaltsspielräume sollten gerade die öffentlichen Infrastruktur- und Bauinvestitionen nicht als Abbruchhalde herhalten“, so Andreas Kern, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie (BDZ) anlässlich der BDZ-Jahrespressekonferenz 2010 (Bild). Eine Einschränkung der Staatsausgaben für Ausbau, Erhalt und Sanierung der Infrastruktur würde wichtige Voraussetzungen für eine Rückkehr auf einen nachhaltigen Wachstumspfad in Frage stellen. Umso wichtiger ist es, nach Auslaufen der Konjunkturprogramme die Investitionen auf erhöhtem Niveau zu stabilisieren. Hierin sieht die Zementindustrie eine wichtige Perspektive zur Stützung der Zuversicht, am allgemeinen Aufwärtstrend in absehbarer Zeit teilhaben zu können.

Denn trotz der allmählichen Erholung der Gesamtwirtschaft ist die Zementindustrie wie die Bau- und Baustoffindustrie insgesamt als konjunkturell nachlaufende Branche noch immer nicht über dem Berg, auch wenn sich die baukonjunkturelle Lage zum Jahresende 2009 etwas aufgehellt hat. Der Zementverbrauch in Deutschland sank 2009 im Vergleich zum Vorjahreswert um rund 8  % auf 25,4 Mio. t. Zusätzlich exportierte die Branche insgesamt 7 Mio. t, das entspricht einem Minus von 21,4  % gegenüber 2008. Die Zementimporte blieben mit 1,3 Mio. t in etwa stabil. Der Gesamtumsatz der Unternehmen verringerte sich um 5,4  % auf rund 2,2 Mrd. €. Ungeachtet des rückläufigen Trends beim Zementabsatz haben die Unternehmen der Branche den Beschäftigungsstand mit 7.373 Mitarbeitern jedoch weitgehend stabil gehalten.

Für 2010 stellt sich der BDZ auf eine weitere Abnahme des inländischen Zementverbrauchs um voraussichtlich rund 3  % auf 24,6 Mio. t ein. Für den Wohnungsbau lässt die jüngste Entwicklung der Genehmigungen auf einen leichten Zuwachs für 2010 hoffen. Im Wirtschaftsbau rechnet der BDZ mit einer weiteren rückläufigen Entwicklung. Erst ab 2011 dürfte dann eine leichte Erholung einsetzen. Der Tiefbau ist nach Einschätzung des Verbandes der einzige Baubereich, der aufgrund der Konjunkturpakete ein leichtes Wachstum verzeichnen wird.

Auch von den energiepolitischen Rahmenbedingungen sind Wachstumsimpulse für die Branche denkbar. „Neben der Modernisierung des Kraftwerksparks bieten die erneuerbaren Energien durchaus Ansätze für Zukunftsmärkte mit interessanten Absatzpotenzialen für den Baustoff Zement“, so Kern. Allein im Bereich der Geothermie ist bis 2030 für den Wohnungsbau und den Gewerbebau mit einem Bauvolumen von 25 Mrd. € zu rechnen. Gute Chancen sind auch beim Ausbau der Offshore-Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee zu sehen. Wichtige Rahmenbe­dingungen für die Planungssicherheit der Unternehmen, die Versorgungssicherheit sowie bezahlbare Energiepreise erwartet die Zementbranche von dem angekündigten Energiekonzept der Bundesregierung. Zentrales Element muss dabei ein Energiemix sein, der den Erfordernissen von Wettbewerb und Wirtschaftlichkeit folgt und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen nicht in Frage stellt, so Kern.

www.bdzement.de

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