Energieeffizienz und Emissionsminderung im Fokus

Mit über 700 registrierten Teilnehmern war auch dieses Jahr die 16. Arab-International Cement Conference and Exhibition, diesmal im Ras Al Khaimah Exhibition Center (Bilder 1 und 2), ein Erfolg. Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie (Bild 3) wurde die Ausstellung eröffnet (Bild 4). Mehr als 150 Aussteller präsentierten sich an ihren Ständen. Die Ausstellung und die Vielzahl der technisch-wissenschaftlichen Vorträge machte die Veranstaltung wieder einmal zu einer exzellenten Networking-Plattform (Bild 5). Die ZKG INTERNATIONAL, die diese und die vorangegangen Veranstaltungen als Medienpartner begleitete, war vor-Ort mit einem Stand vertreten.

 

Wieder Wachstum nach der Krise

Nach der Eröffnung der Konferenz, unter anderem durch Ahmad Al-Rousan (Bild 6), Generalsekretär der AUCBM, und HH Prinz Sultan Bin Mohammed Bin Saud Al Kabir, AUCBM Präsident, startete das Vortragsprogramm. Das Themenspektrum der Vorträge war sehr umfassend, wenn auch der eine oder andere Zuhörer mehr den Konferenzsaal hätte finden können. Zu Beginn wurde die Entwicklung der Zement­industrie in den VAE vorgestellt. In den letzten Jahren ­lagen viele Bauprojekte auf Eis. Nach einer langen Zeit des Aufschwungs sah sich die Branche mit einem Rückgang der Zementpreise und einem gleichzeitigem Anstieg der Energiekosten konfrontiert. Folglich mussten Ansätze entwickelt werden, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. So haben einzelne Unternehmen die Umstellung von Gas- auf Kohlefeuerung sowie die Nutzung von alternativen Brennstoffen, z. B. Reifenschnitzel, vorangetrieben. Neben Ofenlinien sind auch reine Mahlwerke verbreitet. Green Technology ist ein Aspekt, der auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten immer wichtiger wird. Derzeit haben die VAE eine Produktionskapazität von fast 30 Mio. t, ein bedeutender Teil der Produktion geht in den Export. Im Emirat Dubai zieht die Konjunktur zurzeit wieder an.

 

Vorträge zu allen Bereichen
der Baustoffproduktion

In den Vorträgen wurde das komplette Themenspektrum der Zementindustrie behandelt. Neue Freiheitsgrade in der Laborautomation erlaubt z.B. das POLAB Shuttle System von Polysius, von dem ein erstes im Holcim-Werk Lägerdorf in Deutschland installiert ist. Auf Schienen verfahrbare Probenroboter transportieren, auch im Parallelbetrieb, die Proben zu verschiedenen Analysesystemen. Von ABB wurde gezeigt, wie ERP-Systeme in die Anlagensteuerung integriert werden können und so die Leistungsfähigkeit erhöhen. Weiterhin wurden neue Trends bei Klinkerkühlern (z. B. von FLSmidth und IKN), sowie innovative Filtersysteme und -materialien (z.  B. von Intensiv-Filter und Evonik Fibres) vorgestellt. So hatte IKN bei Union Cement Klinkerkühler installiert, die sich auch nach Jahren im Betrieb als wartungsarm bei gleichbleibender Leistungsfähigkeit erwiesen. FLSmidth zeigte, dass eine ähnliche Leistungsfähigkeit auch vom Cross-Bar-Kühler erwartet werden kann, der die letzten 13 Jahr kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Aber auch aktuelle Anlagenkonzepte für die Produktion von Trockenmörteln aus Groß- und Kleinkomponenten wurden vorgestellt (m-tec).

 

Ersatzbrennstoffe auf dem Vormarsch

Das Thema Ersatzbrennstoffe spielt eine zunehmend große Rolle im Tagungsprogramm der AUCBM. Deren Einsatzmöglichkeiten und Handling wurde in verschiedenen Beiträgen (unter anderem von Di Matteo Förderanlagen GmbH & Co. KG, FLSmidth Pfister GmbH, PEG SA, A TEC, MVW Lechtenberg, Cinar Limited) behandelt. Unter anderem zeigte A TEC, wie eine vorausschauende Wahl der Aufgabepunkte, begleitende Modellierungen und weitere Maßnahmen einen negativen Einfluss von alternativen Brennstoffen minimieren können. Di Matteo stellte die Vielfalt möglicher alternativer Brennstoffen, von Tiermehl über kommunale Abfälle bis hin zu Reifen und Holzhackschnitzeln, und die damit verbundenen Anforderungen an ein qualifiziertes Schüttguthandling vor. Pillard zeigte mit dem NOVAFLAM® die neueste Generation von Brennern für einen Betrieb mit 100 % Ersatzbrennstoff. PEG S.A. bewies, dass neben alternativen Brennstoffen Wärmerückgewinnungsanlagen signifikant zu einer positiveren Energiebilanz und damit zu geringeren CO2-Emissionen beitragen. So können Wärmerückgewinnungssysteme sich schon nach weniger als 5 Jahren amortisieren.

 

Fortschritte bei Pyro-Linien und Vermahlung­

Auch auf dem Sektor Feuerfestzustellung gibt es neue, effiziente Lösungen bei der Verwendung alternativer Brennstoffe, für besondere Beanspruchungen im Brennraum (z. B. ANKRAL QF von RHI) oder eine möglichst zeitsparende monolithische Zustellung (u.a. JETCAST® von Refratechnik). Weiterhin wurden neue Ansätze in der Mahltechnik vorgestellt. Diese reichten von innovativen Antriebs- und Getriebelösungen (z.B. die neue WPV-Getriebelösung FLSmidth MAAG Gear) bis hin zu aktuellen Standards und Neuentwicklungen auf dem Mühlensektor (z. B. Comflex®-System von KHD, MVR-Walzenschüsselmühle der Gebr. ­Pfeiffer AG,). Im Vortrag von Loesche wurde unter anderem gezeigt, wie sich der Zerkleinerungsprozess auf Mikrogefügeebene auswirkt und so die Untersuchung der Materialgefüge einen Rückschluss auf die Mahlbarkeit geben kann. Weitere Schwerpunkte waren Verschleißschutz (u.a. Vautid, Kalenborn, Magotteaux), Verpackungs- und Logistiklösungen (Möllers, FLSmidth Ventomatic, Haver & Boecker) sowie intelligente Analysetools (Panalytical, Sympatec, Iteca Socadei, Powitec), die auch besonders zur Prozess- und Qualitätsüberwachung bei Einsatz von alternativen Brennstoffen beitragen.

 

Lokale Trends und innovative Baustoffe

Einen interessanten Einblick in die Zementkonzepte der Zukunft vermittelte Martin Schneider vom VDZ. In den letzten Jahren ist, nicht zuletzt durch Emissionsminderungsmaßnahmen, in die Forschung auf dem Gebiet klinkerarmer Zemente und Zemente mit alternativen puzzolanisch oder latent-hydraulisch wirkenden Rohstoffen sehr viel Bewegung gekommen. Neue Zemente können aber z. B. auch auf Magnesiumoxiden und ‑carbonaten (z. B. Novacem) basieren oder mit Hilfe der Hydrothermalsyntese hergestellt werden (z. B. Celitement). Viele dieser Systeme haben allerdings noch nicht das Labor- oder Forschungsstadium verlassen. Weiterhin stellte Çagˆlan Becan von der Turkish Cement Manufacturers Association die Zementindustrie in der Türkei vor und wies auf eine internationale Zementkonferenz 2011 in der Türkei hin. Die aktuelle Situation der Russische Zementindustrie wurde von Julia Chebotareva, ASTC ALIT vorgestellt. Maxim Shmatov vom European Technical Institute in Moskau ging unter anderem auf die marktspezifischen Anforderungen des russischen Zementmarktes, z.B. bei neuen Projekten und Modernisierungsvorhaben, ein. Im Rahmen des Konferenzprogramms wurden auch lokale Projekte vorgestellt, so z. B. die neue Kalklinie des Werkes Noora von Ras Al Khaimah Lime Co. (Bild 7). In diesem Werk wurde kürzlich von MERTEC, einem der Sponsoren der Konferenz, eine neue Kalkproduktionslinie mit einem Maerz-Ofen in Betrieb genommen (ZKG wird berichten). Ziel des im Oktober 2010 kommissionierten Erweiterungsprojektes war eine Produktionserhöhung von Branntkalk um 600 t/d. Der stückige Branntkalk wird halbautomatisch in BigBags gepackt und dann z. T. über den nahen Hafen exportiert.

 

Weitere Sponsoren trugen zum Gelingen der Veranstaltung bei, so Union Cement Company, Ras Al-Khaimah Co. for White ­Cement and Construction Materials, Arkan Building Materials Co., Saudi White Cement Co., KHD Humboldt Wedag, Haugen System AB, die Commercial Bank International, the Al-Asyawiah Industrial and Commercial Co. sowie Al Rashed Cement. Die Einladung für das Galadinner am ersten Tag wurde von der Ras Al-Khaimah Co. for White Cement and Construction Materials ausgetragen. Am 08.12.2010 wurde die Veranstaltung mit einer Abschlußzeremonie erfolgreich beendet, die nächste Tagung wird vom 28.–30.11.2011 in Amman/Jordanien stattfinden.

www.aucbm.org


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