Beschickung einer modernen Ofenlinie nach dem Trockenverfahren

Im Frühjahr 2008 hatte das Lafarge Zementwerk Wössingen (Bild 1) in Deutschland mit der Umstellung des Produktionsverfahrens vom Halbnassverfahren auf das energiesparende Trockenverfahren begonnen [1-5]. Nach nur 17 Monaten wurde das Projekt 2009 abgeschlossen. Durch die Modernisierung konnte das Werk die Klinkerqualität verbessern, die Emissionen deutlich senken und das Brennstoffgemisch optimieren. FLSmidth Pfister lieferte die Anlagen für die kontinuierliche Dosierung für eine Reihe von Anwendungsbereichen bei der Aufgabe von Brennstoffen und Stäuben.

 

Kohlenstaubfeuerung

Für die Ofenfeuerung lieferte FLSmidth Pfister zwei Dosier­rotorwaagen vom Typ DRW für Kohlenstaub – eine für den Hauptbrenner und die andere für den Brenner des Kalzinators. Sie werden mit einer Aufgabemenge von 2 bis 4 t/h bei einer Aufgabestrecke von insgesamt 30 m (Hauptbrenner) und von 0 bis 1 t/h bei einer Aufgabestrecke von 80 m (Brenner des Kalzinators) betrieben. Die Dosierrotorwaage DRW von Pfister (Bild 2) ist speziell für die Dosierung von staubförmigen Brennstoffen, wie z.B. Petrolkoks, Braun­kohle, Kohlenstaub oder Ölschiefer, für Brennprozesse bei der Zementherstellung ausgelegt. Die Integration der Materialannahme, Wägung, Dosierung und der Materialübergabe auf die pneumatische Förderung gestaltet das Ganze zu einem kompakten System, das Genauigkeit und Konstanz bietet. Auf der Grundlage der innovativen Dosierstrategie ProsCon® wird der Massenstrom vorausschauend gesteuert, bevor das Material vom Dosiergerät ausgetragen wird. 

 

Aufgabe von alternativen Brennstoffen

Die Anlage für alternative Brennstoffe umfasst drei Mehrstoffdosierrotorwaagen – zwei  TRW-S (Bild 3) von FLSmidth Pfister für die pneumatische Aufgabe von hochkalorischen Brennstoffen zum Hauptbrenner und zum Brenner des Kalzinators sowie eine TRW-S für mittelkalorischen Brennstoff für die gravimetrische Aufgabe zum Brenner des Kalzinators. Die Dosier­rotorwaagen vom Typ TRW-S dosieren eine Aufgabe­menge von ca. 2 bis 4 t/h und von 7 bis 10 t/h für den Brenner des Kalzinators bei einer Gesamtaufgabestrecke von 140 m. Beim Hauptbrenner, der mit einer Dosierrotorwaage vom Typ TRW-S beschickt wird, beträgt die Auf­gabemenge ca. 1 bis 2 t/h bei einer Aufgabestrecke von 80 m.

 

Mit ihrem Mehrstoffkonzept bietet die Dosierrotorwaage TRW-S/D eine zukunftsorientierte und flexible Technologie. Mit nur einem System können extrem leichte oder schwere, feine oder grobe Produkte oder sogar potentiell explosive Schüttgüter dosiert werden. Beispiele sind Fluff, Ersatzbrennstoffe aus Abfällen, Klärschlamm, Plastik, Holzhackschnitzel oder Tiermehl, dosiert werden.

 

Ofenaufgabe

Die neue Ofenbeschickungseinrichtung ist für eine Auf­gabemenge von 150 t/h ausgelegt. Für die Dosierung von Rohmehl und Ofenstaub wurden zwei Dosierrotorwaagen vom Typ FRW (Bild 4) für die hochgenaue Aufgabe zum Vorwärmer installiert. Die Leistung bei Ofenfilterstaub beträgt 1 bis 3 t/h. Außerdem beschicken sechs Dosierrotorwaagen vom Typ FRW die Zement­mühle mit dem abgeschiedenen Bypassstaub und mit Gips, um jederzeit eine genaue Mühlenaufgabe für die Produktion von hochwertigem Zement zu gewährleisten. Die Dosiersysteme für Bypassstaub (Bild 5) sind für eine Aufgabemenge von je 0,5 t/h ausgelegt und können mit einem Chloridgehalt von bis zu 13 % betrieben werden. Die Leistung der Zementmühle beträgt ca. 70 t/h. An der Rohmühle sind zwei Durchflussmesser vom Typ DFM installiert, um den Rohmehlrückfluss in die Mühle von unterschiedlichen Vorratssilos zu messen.

 

Ob für die Beschickung des Ofens oder für die Aufgabe von Zusatzstoffen zur Roh- bzw. zur Zementmühle, die ­robuste Konstruktion der Dosierrotorwaagen vom Typ FRW mit ihrer hohen Dosierkonstanz und -genauigkeit ist ideal für die Dosierung von pulverförmigen Schüttgütern, wie Rohmehl, Flugasche, Bypass-, Ofen- oder Chloridstaub oder Zement­produkte. Durch die Integration der Materialannahme, Wägung und Dosierung ist die Anlage leicht zu bedienen, damit extrem zuverlässig und wartungsarm.

 

„Die Anlagen von FLSmidth Pfister weisen eine hohe Zuverlässigkeit und Genauigkeit auf. Das Kalibrieren der Dosiergeräte war für unseren Elektriker leicht zu erlernen. Nach zwei Betriebsjahren ist kein wesentlicher Verschleiß zu erkennen“, stellt Stephan Schenk, Leiter Instandhaltung und Entwicklung in Wössingen, fest. Er fährt fort: „Die Dosierwaage für mittelkalorische alternative Brennstoffe stößt nur an ihre Grenzen, wenn die Brennstoffe nicht der Spezifika­tion entsprechen also, wenn sie zu grob sind oder es zu viele oder zu lange Drähte gibt. Das Gleiche gilt für die Dosierung von Bypassstaub. Wenn der Chlorgehalt im Staub zu hoch ist, können Anbackungen anfangen Probleme zu bereiten.“

www.flsmidthpfister.com


[1] Interview with Gilles Bourrain: Modernization while plant is in operation, ZKG INTERNATIONAL, 61 (2008), No. 10, pp. 24-31.

[2] Interview with Berthold Perschall: Modernization of the Lafarge plant in Wössingen: Next step completed, ZKG INTERNATIONAL, 62 (2009), No. 1, pp. 19-22.

[3] Hammerich, J.: A new clinker cooler for Wössingen – installed in existing plant. ZKG INTERNATIONAL, 62 (2009), No. 3, pp. 24-28.

[4] Interview with Lutz Weber, Lafarge plant Wössingen: optimally equipped for new products and alternative fuels thanks to the modernized kiln line. ZKG INTERNATIONAL, 64 (2011), No. 1, pp. 25-32.

[5] Plant report Lafarge plant Wössingen: Sustainable development through continuous optimization, ZKG INTERNATIONAL, 64 (2011), No. 1, pp. 22-24.

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