Moderne Kalkofentechnik

Workshop „Neuer Ofentyp QualiCal SYN 85“, Lemgo/Germany (10.–11.05.2012)
Vom 10.-11.05.2012 trafen sich auf Einladung von Schwab GmbH, Dannenfels, im Headquarter der M-Group in Lemgo über 50 Experten aus der Kalkindustrie zum Workshop „Neuer Ofentyp QualiCal Syn 85“ (Bild 1). Nach der Fertigstellung bei der Calcis Warstein Gmbh & Co. KG warten derzeit zwei QualiCal-Öfen – einer bei der Calcis Lienen & Co. KG und der zweite QualiCal-Ofen bei der Kalkwerke H. Oetelshofen GmbH & Co. KG in Wuppertal – auf die Inbetriebnahme. Im Rahmen des Workshops konnten sich die Teilnehmer mit den an der Konstruktion beteiligten Firmen und Betreibern über Anlagenkonzept und -realisierung austauschen.

 

Feuerfest- und Anlagentechnik

Nach der Begrüßung durch Harald Schwab, Schwab GmbH, ging Klaus Röpke von der Möller GmbH auf die Firmengeschichte der M-Group und das Leistungsspektrum ein. Mit einem Umsatz von 35 Mio. € 2011 ist die Firmengruppe in den Kerngeschäften Feuerfest- (Schwab GmbH und Möller GmbH) und Anlagentechnik (Eberhardt GmbH) tätig (Bild 2). Philosophie der Firma ist dabei, „immer Teil der Lösung und nicht des Problems zu sein“, was auch das Firmenmotto 2012 ist.

 

Produkte für die Kalk-, Zucker- und Soda-Industrie

Ihm folgte Michael Hünerlage von der Eberhardt Gmbh, der verschiedene Produkte aus dem Hause Eberhardt vorstellte, unter anderem die neue HSU (Hoist Safety Unit). Sie stellt die Sicherheit und Brems- und Betriebsbereitschaft der Aufzugsmaschine dauerhaft und ohne manuelle Tests sicher. Beispiele für andere aktuelle Projekte waren ein Umbauprojekt für einen Ofenkopf mit statischem Steinverteiler und – für größere Durchsätze – die KR-Ofen­beschickung. Aktuell befinden sich drei Eberhardt-Kalköfen (1 x Koks, 2 x Gas) weltweit im Bau. In zwei interessanten Aufträgen in Deutschland werden bestehende Mischfeueröfen von Koks auf eine Erdgas-Feuerung umgestellt. Diese Öfen haben einen Manteldurchmesser von 4,6 m. Die derzeitige Planung sieht drei weitere Aufträge vor, bei denen Öfen bis zu 7,0 m Durchmesser auf eine Erdgas-Feuerung umgestellt werden. Hünerlage wies darauf hin, dass die gesamte Gruppe natürlich nicht nur technologisch ausgereifte Konzepte umsetzen kann, sondern immer gemeinsam mit dem Kunden Probleme löst und Anlagentechnik kundenspezifisch anpasst und weiterentwickelt.

 

Kalkofenkonzept weitergedacht

Danach stellte Dr. Carlo Cella das Leistungsspektrum von QualiCal vor. Mit Öfen mit einem Durchsatz von bis zu 800 t/d (Branntkalk) bzw. 40 t/h (Kalkhydrat) kann QualiCal Doppelschachtöfen für viele Anwendungsbereiche liefern. Kern des Ofenkonzeptes ist, wie der Name Synthesis-Ofen bereits andeutet, die Synthese verschiedener Konstruk­tionsvorteile von Kalköfen in einem Design. QualiCal-Öfen sind Doppelschachtöfen und zeichnen sich u.a. durch über die Ofenhöhe variierende  Geometrien aus. Abgerundete Querschnitte werden für die Vorwärm- und Brennzone verwendet. In der Austragszone kommen rechteckige Querschnitte zum Einsatz. Ein direkter Überstromkanal erlaubt den ungehinderten Austausch von Prozessgasen.

 

Folgeprojekt nach erfolgreicher Ausführung

Per Wasner von Calcis stellte anschließend dar, wie die Abwicklung und die positiven Erfahrungen des Projekts Warstein auch Einfluss auf die Planung des neuen Ofens von QualiCal in Lienen hatten (s. S. 55). Der Ofen in Warstein war 2011 nach nur zwölf Monaten Projektzeit – z.T. unter schwierigen Winterbedingungen bis -20°C – in Betrieb gegangen. Durch die perfekte Zusammenarbeit mit dem Hersteller konnten bereits einen Monat nach dem Anlaufen die Garantiewerte erreicht werden. Neben einer konstanten Kalkqualität zeichnet sich der Ofen durch sehr geringe Staubemis­sionen (< 2mg/m3) und einen Lärmpegel von < 45 dba in 180 m Entfernung aus.

 

Saubere und exakte Dosierung

Nach der Mittagspause folgte Andreas Hentschel von ­Carbotechnik mit einem Beitrag zu Dosieranlagen für Kalköfen. Vorraussetzung für die Carbotechnik-Anlage ist ein fluidisierbarer Staub, z.B. Braunkohlestaub. Eine exakte und saubere Dosierung erfolgt mittels Dosierscheiben, die in einem druckstoßfesten Gehäuse arbeiten.

 

Metallbau und Installation

Danach stellte Guido Prinz von Hoffmeier das Leistungsspektrum der Firma vor. Durch eine eigene Fertigung mit modernster Technik können auch großvolumige Anlagenteile vorgefertigt werden. In Sonderfällen ist, dank Binnenanbindung, der Transport riesiger Anlagenteile zur Baustelle per Schiff möglich. Neben Stahl- und Blechbau übernimmt Hoffmeier auch die Installation oder den Umbau von Anlagenkomponenten wie Mühlen, Ofenköpfen, etc.

 

Installation und Programmierung in der

Zement- und Kalkindustrie

Im Anschluss folgten André Sommavilla und Christian Schweer von den Firmen ESL Gmbh und ESL Automatisierung.

Die ESL GmbH übernimmt weltweit die elektrische Montage und Verkabelung von Anlagenkomponenten in der Kalk- und Zementindustrie. ESL Automatisierung hat unter anderem in Warstein die Programmierung der Carbotechnik-Anlage und den Stückkalktransport vorgenommen. Ein genereller Schwerpunkt der Firma ist die Steuerungsmigration. Dabei wird geprüft, inwiefern existierende Steuerungskomponenten weiter genutzt oder durch aktuelle Systeme ersetzt werden müssen.

 

Optimale und kostengünstige Zustellung

Ein Ofen ist nur so gut, wie seine Feuerfestzustellung es erlaubt. Deshalb zeigte Harald Schwab abschließend, wie die optimale Zustellung eines QualiCal-Ofens aussehen kann. Vorteile des Ofens – im Vergleich zu Ringschachtöfen und PFR-Öfen – sind weniger unterschiedliche ­Feuerfest-Steintypen, überwiegend Standardformate, ein geringeres Feuerfestvolumen bzw. -gewicht und damit verbunden kurze Zustellzeiten. Eine Aufteilung des Überströmkanals in verschiedene Zonen – eine obere und untere Zentralgewölbe und daran jeweils angrenzend das linke und rechte Verschleißgewölbeteil – macht den schnellen weil partiellen Austausch im Verschleißfall möglich.

Nach einem gemeinsamen Abend zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion des Gehörten hatten die Teilnehmer am folgenden Tag die Gelegenheit, in Lienen die Informationen des Vortragstages vor Ort am Objekt zu vertiefen und zu ergänzen.

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