Kalkindustrie behauptet sich in schwierigen Zeiten

ASSOCIATION OF THE GERMAN LIME INDUSTRY, ROSTOCK-WARNEMUENDE/GERMANY, 14.06.2013
Die Mitgliederversammlung als Branchentreff der Kalkindustrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz fand dieses Jahr im Ostseebad Warnemünde statt. Der Vorsitzende Dr. Thomas Stumpf, Mitglied der Geschäftsführung der Fels-Werke GmbH Goslar, machte in seiner Rede deutlich, dass die industrielle Wertschöpfung mit einem Anteil von 25 % am BIP die Grundlage dafür sei, dass Deutschland so gut durch die Krise gekommen sei.

„Industrielle Wertschöpfungsketten in Deutschland – die nicht selten mit Kalk beginnen – sind die Grundlage unseres gesellschaftlichen Wohlstandes, unserer sozialen Sicherung und unseres Bildungssystems. Verwaltung und Politik sind aufgefordert, die Rahmenbedingungen zu sichern und wiederherzustellen, die einen Abbau von heimischen Rohstoffen wie Kalkstein und die Herstellung von Kalkprodukten in Deutschland verlässlich sicherstellen und wirtschaftlich ermöglichen“ appellierte Dr. Thomas Stumpf an die Politik in Berlin und Brüssel.

Die deutsche Kalkindustrie erwartet von den Politikern eine klare Industriepolitik, der schleichenden Deindustrialisierung müsse Einhalt geboten werden. Erhebliche Risiken sieht der BVK-Vorsitzende in der europäischen Staatsschulden- und Finanzkrise sowie in der mangelhaften Umsetzung der Energiewende und der damit verbundenen abnehmenden Versorgungssicherheit.

Der Emissionshandel sei zum ständigen Begleiter der Kalkindustrie geworden. Kaum sei die dritte Handelsperiode gestartet, würde nach der Überarbeitung des EU Emissions Trading System (ETS) gefragt und die Gestaltung nach 2020 diskutiert. Auch Ressourcenschonung, Rohstoffabgaben, Energieeffizienz, Fragen des Gefahrstoffrechts und die neuen Grenzwerte der Industrieemissionsrichtlinie seien Herausforderungen, denen sich die Kalkindustrie stellen müsse.

Der Vorsitzende stellte die aktuellen Zahlen der Kalkindustrie vor: Der Marktabsatz bei den ungebrannten Erzeugnissen betrug im Jahr 2012 17,7  Mio. Tonnen und ist gegenüber dem Vorjahr um mehr als 4 % zurückgegangen. Hauptabnehmer war das Baugewerbe. Die Lieferungen für Umweltschutzanwendungen – insbesondere für die Luftreinhaltung – waren gegenüber dem Vorjahr annähernd stabil. Dieses Verbrauchssegment war erneut größer als die Baustoffindustrie. Die Lieferungen an die Eisen- und Stahlindustrie sind angestiegen.

Der Branntkalkabsatz ist auf ca. 6,3 Mio. Tonnen gesunken und liegt damit um fast 4 % unter dem Vorjahreswert. Der deutliche Rückgang ist im Wesentlichen auf Minderlieferungen an die Eisen- und Stahlindustrie zurückzuführen. Auch die Lieferungen an die chemische Industrie waren rückläufig. Im Umweltschutzbereich und im Baubereich entwickelten sich die Liefermengen positiv.

Der Absatz entwickelte sich im 1. Quartal 2013 weiter negativ gegenüber 2012. Bei den gebrannten Produkten konnten nochmals 1,8 % weniger abgesetzt werden als im vergangenen Jahr. Das Plus im Baugewerbe und im Umweltschutzbereich konnte das Minus aus der Industrie und der Baustoffindustrie nicht ausgleichen.

Es muss davon ausgegangen werden, dass auch in 2013 das Vorjahresergebnis nicht erreicht werden kann. Die Kalkindustrie leidet besonders unter dem Abbau von Kapazitäten im Bereich der für Deutschland wichtigen Industrien Stahl und Automobil in Europa.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes ­Martin Ogilvie legte der Mitgliederversammlung den Geschäftsbericht 2012/2013 vor und erläuterte die wichtigsten Themenbereiche.

Die Kalkindustrie ist für den Industriestandort Deutschland unverzichtbar. Kalkstein und Kalk stehen am Anfang zahlreicher industrieller Wertschöpfungsketten. Aktuelle Kernbereiche der Verbandstätigkeit sind die Lobbyarbeit in Berlin und Brüssel zu den Themenbereichen Energiewende, Fortsetzung des Spitzenausgleichs nach 2012, Ausgleichsregelung des EEG bei der Kalkherstellung und der Emissionshandel. Insbesondere im Bereich der Energiewende forderte der BVK-Hauptgeschäftsführer eine zügige und konsequente Umsetzung ein. Dabei sei es absolut notwendig, den Fokus nicht nur auf die Klimaverträglichkeit zu legen. „Wer nicht die Axt an die Wurzeln des Industriestandortes Deutschland legen wolle, müsse in gleicher Weise die Bezahlbarkeit und die Versorgungssicherheit gewährleisten.“

Den Festvortrag hielt der Physiker Prof. Dr. Gerd ­Ganteför von der Universität Konstanz, der die Bereiche Klima- und Energiepolitik differenziert betrachtete und dabei ganz neue Aspekte in die Diskussion einbrachte.

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