Reger Informationsaustausch auf der ­Arabischen Halbinsel

Loesche Round Table 2012, Arabian Peninsula, Dubai/UAE (15.–18.10.2012)
Interessante Vorträge und ein wirklich reger Informationsaustausch standen am 1. Round Table für die Arabische Halbinsel, ausgerichtet von der Loesche GmbH, auf dem Programm (Bild 1). Dr. Thomas Loesche (Bild 2), ­Geschäftsführer bei Loesche, begrüßte die ca. 40 Teilnehmer und ging auf die langjährige Erfahrung des familiengeführten Düsseldorfer Unternehmens in der Roh­material‑, Zement- und Hüttendsandvermahlung ein. Verschiedene Firmenzukäufe und Beteiligungen erweiterten in den vergangenen Jahren das Produkt- und Serviceportfolio ständig. Mit der jüngsten 60 %-igen Beteiligung an A TEC können nun auch Services rund um den Pyroprozess angeboten werden.

 

Synergieeffekte nutzen

Im zweiten Vortrag betonte Gerhard Salewski, dass ­Loesche innovatives Engineering für innovative Kunden bieten will. Dabei steht die 3E-Strategie im Mittelpunkt: Geringere Energiekosten, höhere Effizienz und eine bessere Umwelt (energy costs, efficiency and environment). Loesche, als Experte für die Trockenvermahlung, und A TEC mit Know-how rund um den Pyroprozess können bereits nach sehr kurzer gemeinsamer Firmengeschichte Synergieeffekte nutzen um die Kunden zu unterstützen. Beispielsweise können A TEC-Technologien, wie z.B. die Hurriclones, gut auch in Loesche-Mahlanlagen eingesetzt werden und zu niedrigeren Differenzdrücken und höherer Effizienz beitragen. Zusammen mit Greco kann der gesamte Prozess, von der Kohlemahlanlage bis hin zum Brenner, abgebildet werden.

 

Zyklisch denken

Im Folgenden M. Al Ghurair (Bild 3) auf die Bedeutung von Geschäftszyklen ein. Er wies darauf hin, dass das Verständnis zyklisch ablaufender Prozesse essentiell für eine langfristig positive Geschäftsentwicklung ist. Erfahrungen in den Emiraten haben gezeigt, dass man ungefähr mit einem 7-Jahreszyklus rechnen kann. Während die Anlagenstrategie bei steigender Nachfrage auf die Sicherstellung der Produktion fokussieren muss, kann man bei Nachlassen der Nachfrage über Prozessoptimierungen, z.B. mit dem Ziel eine grünere Zementproduktion zu verwirklichen, nachdenken. Grundsätzlich sei es aber immer wichtig, Ingenieuren im Werk jederzeit die nötigen Freiräume einzurichten, um ihnen ein Höchstmaß an Freiheit zur Entwicklung neuer Ideen einzuräumen. Nur so können zur richtigen Zeit die richtigen Maßnahmen hinsichtlich Modernisierung, Wartung und Optimierung ergriffen werden.

 

Optimierte Produkte für verschiedene Einsatzzwecke

Thomas Fahrland führte dann in das ­Produktportfolio von Loesche ein. Weltweit sind bislang fast 1900 Mühlen für Rohmaterial, Kohle, Klinker und Hüttensand verkauft worden (Bild 4). Loesche-Kohlemühlen sind voll gekapselt und druckstoßfest ausgeführt. Zement- und Hüttensandmühlen sind unter anderem mit den bekannten Master- und Support-Walzen ausgeführt, um eine optimale Vorbereitung des Mahlbettes und damit verbunden hohe Durchsätze und Produktqualitäten zu gewährleisten. Ein modulares Design erlaubt einfaches und strukturiertes Mühlen-Upscaling je nach Leistungsanforderungen, da bewährte Einzelkomponenten mit bekanntem und ­erprobtem Leistungsvermögen eingesetzt werden können. Darüber hinaus garantiert es eine hohe Wartungsfreundlichkeit und minimierte Ersatzteilbevorratung, da die ­Module bei Zementrohmaterial-, Kohle- und Zement-Mühlen zum Einsatz kommen.
 

Effiziente Zementvermahlung

Dr. Daniel Strohmeyer führte dann in das Thema Zementvermahlung mit einem Überblick über die Geschichte der Mahltechnologie ein. Bereits 1935 wurde die erste Loesche-Mühle für Zementklinker in Betrieb genommen. 2010 erfolgte die Inbetriebnahme der größten Zementmühle, eine LM 63.3+3, mit einer Kapazität von 375 t/h Portlandzement bei 3000 g/m2 nach Blaine. Bei Loesche beginnen Begleituntersuchungen für neue Projekte oft im Labormaßstab, wo an Kundenproben Mahlbarkeitskennwerte ermittelt werden. Diese firmeneigenen Mahlbarkeitsfaktoren werden dann über Proportionalitätsfaktoren zur Hochrechnung auf reale Mahlanlagen verwendet. Allerdings können sich über die Jahre Anforderungsprofile ändern. So ist zunehmend der Trend zu maßgeschneiderten Lösungen, Mehrkomponentensystemen, einer größeren Produktvielfalt und feineren Produkten zu erkennen.

 

Fallstudien

Im Anschluss zeigte Enis Bostanci, Project Coordinator Sintek, an einem Beispiel, warum in einem Projekt in der Türkei die Entscheidung auf eine Vertikal- anstelle einer Kugelmühle gefallen ist. Hauptentscheidungskriterien waren die hohe Flexibilität einer solchen Mahlanlage und der geringere Energiebedarf bei vergleichbaren Wasseransprüchen und Produktqualitäten. Ähnliches konnte auch Dr. Kader Bensalem für den Bereich Nordafrika berichten. Für eine Reihe von Projekten, z.B. beim Werk FES in Ras El Ma (2004 und 2012) sowie für das Projekt Settat wurden klare Anforderungsprofile definiert. Allerdings variiert die Gewichtung einzelner Parameter von Land zu Land. Während in einigen Ländern der spezifische Energieverbrauch kein Thema ist, ist er anderswo eines der Hauptentescheidungskriterien. Weitere Gründe für die Entscheidung waren die guten Erfahrungen mit Loesche-VRMs in anderen Projekten, vorteilhafte Ersatzteilhaltung und geringe Betriebskosten.

 

Energieeffiziente Alternative

Auf die oft gestellte Frage „Kugel- oder Vertikalmühle“ zur Zementvermahlung ging Dr. Strohmeyer schließlich noch einmal im Detail ein. Nach einem kurzen theoretischen Abriss über die Grundlagen der Mahltechnik konnte er zeigen, dass die Partikelgrößenverteilungen beider Systeme bei richtiger Einstellung des Systems vergleichbar sind. Auch das häufige Vorurteil eines höheren Wasserbedarfs hält einer näheren Betrachtung in den für die Verarbeitung wichtigen Partikelgrößen nicht Stand. Eine geringere Gips-Dehydration kann u.a. durch die reduzierten Verweilzeiten in der Vertikalmühle zwar auftreten, kann aber durch einfache Gegenmaßnahmen kompensiert werden. Dr. Strohmeyer unterstrich damit noch einmal, dass Vertikalmühlen eine energieeffiziente Alternative zu Kugelmühlen darstellen und belegte das durch eine Reihe von Fallstudien.

 

Effizienzsteigerung durch Innovation

Aktuelle Entwicklungen aus dem Hause Loesche wurden von Michael Keyssner vorgestellt. Der Zerkleinerungsprozess ist komplex, weshalb eine optimale Bestimmung der Anlagenparameter sehr wichtig ist. Mit vier Labor-Mahlanlagen können bei Loesche eine Vielzahl von Produkt- und Anlagenkonfigurationen simuliert werden. Auch eine Teststation für Sichter ist verfügbar. DEM- (Discrete Element Method) und CDF-Simulationen (Computational Fluid Dynamics) geben Einsicht in Prozessdetails und Hinweise auf Optimierungsmöglichkeiten. Auch hinsichtlich der Antriebslösungen kann Loesche gemeinsam mit den großen Motor- und Getriebebauern maßgeschneiderte Lösungen bieten. Neben gängigen Antriebskonzepten erlauben EMPP-Antriebe von Siemens oder COPE-Antriebe von Renk den Betrieb von großen Mahlanlagen mit zuverlässigen Komponenten. EMPP (Siemens) ist ein Doppel-Planetengetriebe mit einem integrierten Motor. Bei COPE (Renk) handelt es sich um ein mehrstufiges Stirnrad-Planetengetriebe mit angeflanschten Elektromotoren. Drei bis sechs Standard 6-Pol-Asynchronmotoren können dafür eingesetzt werden. In nur 2‑4 h können die Antriebe im Schadensfall leicht ausgebaut und der Mahlbetrieb mit reduzierter Leistung fortgeführt werden. Eine weitere Neuentwicklung von Loesche ist der LDC-Sichter, der mit einem Drall-Gleichrichter ausgerüstet ist. Dadurch wird die Gasströmung optimiert und bereits gesichtetes Material kann nicht mehr im Zentrum einer Rotationsströmung unter Gravitationskraft in den Sichterrotor zurückfallen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Mit dem neuen Sichter ist im Testbetrieb eine Einsparung von 4-8 % Energie am Ventilatormotor erzielt worden und es können sehr kompakte Anlagenkonfigurationen realisiert werden.

Pyroprozess-Lösungen

In der letzten Session stellten A TEC und Greco Produkte und Services vor (Bild 5). Wilfried Zieri betonte, dass A TEC nicht nur Pyroprozessoptimisierungen und Beratungsservices bietet, sondern über A TEC China auch die Überwachung von Engineering- und Produktionsprozessen in China realisieren kann. Von einzelnen Audit- und Beratungsprojekten reicht die Spanne bis hin zur Komplettabwicklung von Projekten mit Generalauftragnehmern. Aber auch neue bzw. anwendungsspezifische Produktlösungen wurden vorgestellt. Unter anderem entwickelt A TEC gerade eine Aufbereitungsanlage für Bypass-Staub. Auch für die Hg-Unterdrückung wird derzeit ein neuer Prozess entwickelt. Weitere spezielle oder weiterentwickelte Produkte von A TEC sind spezielle Pendelklappen, Prallboxen, Tertärluftschleusen  sowie Mehlsplitter. Viele dieser Produkte, wie HE-Zyklone 3 und Hurrivane 3 können signifikant zur Effizienzsteigerung beitragen, in dem sie die Abscheideleistung steigern oder den Druckabfall mindern. Zieri wies darauf hin, dass z.B. im Rahmen eines präventiven Wartungsmanagements generell besonderes Augenmerk auf eventuelle Falschluftzuführungen gesetzt werden muss, da Falschluft einen großen Einfluss auf die Prozesseffizienz hat.

Christian Helmreich von Greco hat im Folgenden als ein Highlight in der Brenntechnik den neuen Flexiflame HMB (High-Momentum-Burner) vorgestellt. Greco ist weltweit aktiv und hat seit der Gründung 1966 erfolgreich innovative Brennerkonzepte entwickelt und umgesetzt (Bild 6). Auch ein neues Brennstoffsystem für flüssige Alternativbrennstoffe stellte er vor. Mit Brennern der neuesten Generation wird der Ofenbetrieb stabiler und die Brennstoffeffizienz steigt. Die Kontrolle der Sinterzonenlänge ist besser und eine erhöhte Klinkerreaktivität kann erzielt werden. Damit einher geht eine geringere Volatilität und Rezirkulation von Schwefel im Ofengas. Schließlich ist die Ringbildung geringer und die Klinkergranulometrie einheitlicher. Mit Anwendungsbeispielen verdeutlichte Helmreich die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

 

Fazit

Dr. Thomas Loesche schloss den Vortragstag ab. Er stellte noch einmal heraus, dass bereits nach einer relativ kurzen gemeinsam Zusammenarbeit mit A TEC Greco viele Synergieeffekte sichtbar wären, die in Zukunft ausgebaut werden sollen. Zwischen den Vorträgen hatten die Teilnehmer reichlich Gelegenheit, Details zur hinterfragen, eigene Erfahrungen einzubringen bzw. die eigene Anlagenkonfiguration betreffende Aspekte zu diskutieren. Eingefasst in ein ansprechendes Rahmenprogramm ergab sich auch nach den Vorträgen und am Vorabend der Veranstaltung viel Gelegenheit zum Informationsaustausch. Am zweiten Tag des Round Tables stand die Besichtigung des Hüttensand- und Zementmahlwerkes Jebel Ali von Cemex auf dem Programm (Bild 7). Die Teilnehmer konnten sich ein Bild von der dort installierten Loesche LM 56.3+3 C im Standalone-Betrieb machen.

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