Aktuelle Trends beim Trockenmörtel

Dritte Internationale Trockenmörtel-Konferenz und Industrieausstellung (idmmc three) in Nürnberg/Deutschland (28.-29.03.2011)

Treffen der internationalen Trockenmörtelgemeinschaft

Ferdinand Leopolder, der Vorstandsvorsitzende von drymix.info, begrüßte etwa 175 Teilnehmer anlässlich der Dritten Internationalen Trockenmörtel-Konferenz und Industrieausstellung (idmmc three) in Nürnberg/Deutschland (Bild 1). Wie bei den vorangegangenen Veranstaltungen wurden Präsentationen zu aktuellen Entwicklungen und zukünftigen Trends auf dem Gebiet von Trockenmörtel von einer Reihe von hochrangigen Spezialisten dargeboten (Bild 2).

 

Zur Eröffnung der Konferenz begrüßten der technische Vorsitzende, Prof. Dr. Johann Plank, und Ferdinand Leopolder die Teilnehmer und das technische Komitee (Bild 3). Prof. Plank gab einen kurzen Überblick über die Themen der gesamten Konferenz und vermittelte einen Ausblick bezüglich der technischen Leistungsfähigkeit von gut formulierten Trockenmörteln in der Zukunft. Er sieht eine spezielle Funktion für diese Materialien in der andauernden Diskussion um nachhaltiges Bauen, besonders was die Langlebigkeit von Bauten betrifft. Er stellte auch das hochrangig besetzte technische Komitee vor, das während der gesamten Konferenz die Präsentationen begleitete und zu Diskussionen anregte. Dieses Komitee bestand aus Prof. Dr. Yasuhiko Sato/Japan, Dr. Hubert Motzet/Deutschland, Prof. Dr. Andrey Pustovgar/Russland und Mario Kristeller/Brasilien.

 

Ferdinand Leopolder stellte die Green Mortar Study 2011 vor, die gegenwärtig bei drymix.info vorbereitet wird. Er ermutigte ausgewählte Teilnehmer, sich direkt während der idmmc three an dieser aus vielen Fragen bestehenden Online-Aktion zu beteiligen (im Foyer gab es dazu zwei Arbeitsstationen). Die Green Mortar Study wird in Zusammenarbeit mit dem und mit Unterstützung durch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erarbeitet. Das Ziel ist, die Position der Trockenmörtelindustrie (einschließlich Rohstofflieferanten) gegenüber sogenannten „grünen“ Materialien sowie den Einfluss aktueller Trends auf Entscheidungen zum Produktdesign und Firmenstrategien aufzuzeigen. Der vollständige Titel der Arbeit lautet: „Green Mortar Study 2011 - Ein Marktforschungsbericht und ein Überblick zu nachhaltigen Strategien für Mörtel und die Wahrnehmung von umweltverträglichen Materialien in der globalen Trockenmörtelindustrie“.  

 

Präsentation von technischen Entwicklungen

und Formulierungen

Steffen Schneider von der Poro Additive GmbH eröffnete die Konferenz mit einem Vortrag zum Fortschritt der Hydratation und zur strukturellen Entwicklung von Gipshalbhydrat. Dr. André Schiegg von der Sika Technology AG folgte mit einem Vortrag zu neuem, sulfattoleranten Polycarboxylatethern für ­Trockenmörtel in Kombination mit Retarderkomponenten. Darauf folgte Dr. Rüdiger Kwasny-Echterhagen von Kerneos S.A., der erläuterte, wie neue ettringithaltige CAC/C$-Binde­mittel für Selbstverlaufsmassen (Fußbodenmassen, Selbstverlaufsmassen) die Formulierung von portlandzementfreien Selbstverlaufsmassen ermöglichen können.

 

Der zweite Teil der Vortragsreihe begann mit Markus Greim von der Schleibinger Geräte Teubert u. Greim GmbH, der die existierenden Methoden zur Bestimmung des Schwindens bei ­Mörtel bewertete. Sein Schwerpunkt lag auf den Phasen des Anfangsschwindens während des Abbindens des Mörtels. Dann sprach Dr. Peter Boos von der HeidelbergCement AG über die Bemühungen von Milke Zement, Mörtel mit einer genauen Spezifikation für den Einsatz in Trockenmörtelformulierungen herzustellen. Der letzte Vortrag vor dem Mittagessen wurde von Mohammed Sanaobar, Wacker Chemie, gehalten, der über spezielle zementhaltige Fliesenkleber (CTA) sprach, die für ein Klima mit hohen Temperaturen ent­wickelt wurden.

 

Die nächste Vortragsrunde begann Dipl.-Ing. Jürgen Gänßmantel, einem selbständigen Spezialisten zur Bewertung von Bauschäden. Er erläuterte, wie Trockenmörtel in allen Phasen des Lebenszyklus eines Gebäudes als nachhaltiger Beitrag zu dauerhaftem Bauen verwendet werden kann. Dann sprach Ludo van Nes, Caltra Nederland B.V., über seine Versuche mit verschiedenen Mörteln, bei denen CAC- oder CSA-Zemente zusammen mit gewöhnlichem Portlandzement (OPC; ternäre Systeme) verwendet wurden, d.h. pumpfähiger Fußbodenestrich, Selbstverlaufsmassen, schnell abbindende Fliesenkleber und Fugenmörtel. Schließlich erläuterte Dr. Margarita Perello von Dow Construction Chemicals eine aus der Forschung hervorgegangene Methode, neue redispergierbare Pulver zu entwickeln. Ihr spezieller Fokus lag dabei auf den Wechselwirkungen mit dem Kolloidsystem, das die Dispersionsteilchen umgibt.

 

Nach der Pause (Bild 4) zeigte Dr. Valentina Langella, Lamberti S.p.A., die prinzipiellen Einflüsse von Guarether auf den Abbindeprozess von Mörteln sowie auf die Rheologie (Verarbeitbarkeit) auf und präsentierte die Entwicklungsarbeit für einen maßgeschneiderten Hydroxypropylguarether. Dipl.-Chem. ­Christian Scherer vom Fraunhofer Institut für Bauphysik Holzkirchen berichtete über eine Langzeitstudie (vom Industrieverband Werkmörtel IWM e.V. in Auftrag gegeben) zum ökologischen Verhalten von mineralischem Mörtel und Putz auf der Grundlage der Arbeit zum CEN TC 351, die zwischen 2005 und 2010 in Holzkirchen durchgeführt wurde. Die letzte Präsentation des ersten Tages wurde von Dr. Christian Trieflinger von BASF SE gehalten. Er befasste sich mit einer neuen Methode zum Wasserrückhaltevermögen und zur Thixotropie mit Hilfe des Einsatzes von wasser-quellbaren Polymeren. Die Abendveranstaltung fand im historischen Mautkeller statt.

 

Vom Modellieren zum Experiment

Der zweite Tag begann mit Stefano Carrá von Mapei S.p.A., der ein verbessertes Finite-Elemente-Modell (F.E.M.) vorführte, das entwickelt wurde, um die Beanspruchungsverteilung im Trägersystem eines Fliesenklebers zu analysieren und Fehlerbedingungen von Fugenmörtel vorherzusagen. Dann hielt Prof. Dr. Yasuhiko Sato von der Universität ­Hokkaido einen Vortrag zur Leistungsfähigkeit von Mörtel unter erschwerten klimatischen Bedingungen sowie beim Angriff von (Salz-) Ionen. Ihm folgte Dr. Roger Zurbriggen, Elotex AG, der eine neue Prüfmethode vorschlug, um die offene Zeit bei zementhaltigen Fliesenklebern zu bestimmen. Er zeigte eine Visualisierung der Lichtinterferenz zur Untersuchung der Hautbildung. Mit Dr. Karl-Jürgen Mann von der Agrana Starch GmbH wurde diese Vortragsreihe abgeschlossen. Er stellte veränderte Stärke­ether für den Bereich von Bauchemikalien vor, speziell als Zusätze in zementhaltigen Fliesenklebern, Putz und anderen zementbasierten Systemen.

 

Die zweite Vortragsreihe am zweiten Tag begann mit Dr. Claus-Jochen Häcker, SE Tylose GmbH & Co. KG. Er präsentierte umfangreiche analytische Untersuchungen von Fliesenklebern, die erhöhten Temperaturen ausgesetzt wurden, um ein tieferes Verständnis der chemisch-mineralogischen Mechanismen, die für den Verlust von Festigkeit verantwortlich sind, zu erreichen. Ihm folgte Oliver Jung, Rotec GmbH, der einen neuen Typ von natürlichem Bimsgranulat vorstellte, bei dem die offene Porenstruktur des Materials mit Hilfe von Siloxanen hydrophobiert wurde. Das ist das Ergebnis einer Forschungs­kooperation zwischen Rotec und Evonik Goldschmidt GmbH (zum Patent angemeldet). Cyrus Foster-Bey von P.T. Hutchins bewertete experimentell die Rheologie verschiedener Formulierungen von Selbstverlaufsmassen und ihre Reaktion sowohl auf kon-trollierte Scherung als auch auf andere Belastungsprogramme.

Am Ende der Veranstaltung fassten Prof. Dr. ­Johann Plank und Ferdinand Leopolder diese kurz zusammen. Sie drückten ihre Zufriedenheit mit dem Gesamtheit auf der Konferenz behandelten Themen aus (Bild 5) und würdigten die vielfältigen Möglichkeiten zum Networking und zu interessanten Diskussionen am Rande (Bild 6). Prof. Plank ermutigte besonders die Rohstoffindustrie, weiter an nachhaltigen Formulierungen zu arbeiten mit einem speziellen Fokus auf die Entwicklung von modifizierten oder völlig neuen Bindemittelsystemen. Schließlich trägt Portlandzement immer noch erheblich zur CO2-­Emission auf der Welt bei. Die nächste Internationale Trockenmörtel-Konferenz idmmc four wird am 17.03.2013 wieder in Nürnberg stattfinden.

 

Weitere Events zum Thema Trockenmörtel

F. Leopolder lud alle anwesenden Hersteller von Trockenmörtel ein, den Europäischen Mörtelgipfel European Mortar Summit 2011 zu besuchen, der zum ersten Mal vom 09.10.06.2011 in Paris/Frankreich stattfinden wird. Dieser Gipfel wird veranstaltet von drymix.info, der internationalen Gemeinschaft für Trockenmörtel, in Zusammenarbeit mit der Europäischen Organisation der Mörtelindustrie (European Mortar Industry Organisation – EMO). Der European Mortar Summit 2011 wird die Vorstandsvorsitzenden der großen Mörtelhersteller mit den Führungskräften global tätiger Spezialmörtelfirmen zusammenbringen. „In der dynamischen Geschäftsumwelt verschwimmen die Grenzen zwischen diesen beiden Arten von Herstellern ohnehin. Weiterhin sind auch neue, starke Potentiale auf den internationalen Märkten zu finden. Somit war ein Treffen der Führungskräfte, wie es dieser Gipfel darstellt, längst überfällig,“ sagte Leopolder.

www.drymix.info

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