Warum Geseke?

ZKG TECHNICAL EXCURSION, Geseke/Germany (16.–17.10.2013)
„Warum Geseke?“ lautete eine der Fragen, mit denen die zweite ZKG-Fachexkursion in diesem Jahr eröffnet wurde. Die Kalksteinvorkommen am südöstlichen Rand des Münsterländer Kreidebeckens sind natürlich die Standort bestimmenden Grundlagen der Zementindustrie im Raum Geseke. Daher waren am 16. und 17. Oktober 2013 rund 60 Studierende aus den Fachbereichen Maschinenbau und Verfahrenstechnik der HAW Hamburg, der RWTH Aachen,  der TU Berlin und der FU SWF Soest der Einladung des Gastgebers, der HeidelbergCement AG, an den Westfälischen Hellweg gefolgt. Wieder einmal traf Hochschule auf Industrie, um Fachkräfte von morgen mit zukünftigen Arbeitgebern in der Zementindustrie in Kontakt zu bringen.

Die Begrüßung des Auditoriums aus Hochschule und Industrie übernahmen Christian Reinke, Anzeigenleiter ZKG, und Dr. Hubert Baier für den Bauverlag, Marion ­Kinscher von der HeidelbergCement AG sowie der Werksleiter Geseke, Dr. Steffen Gajewski, für die Gastgeber.

Als Einleitung in das Thema Zement beschrieb Dr. ­Hubert Baier zunächst den Zementherstellungsprozess. Seinen Ausführungen schloss sich eine lebhaft angenommene Gruppenarbeit an, bei der die Studierenden das soeben Gehörte umsetzen sollten, indem der Ablauf des Zementherstellungsprozesses durch Schaubilder nachvollzogen werden musste.

Der Vormittag endete mit der Vorstellung des Werkes Geseke durch den Werksleiter, Dr. Steffen Gajewski, in Theorie und Praxis: Nach einem einführenden Vortrag ging es per Bus zur Besichtigung des Werkes. Geschützt durch Helme und Schutzbrillen wurden die Exkursionsteilnehmer in drei Gruppen in unterschiedlicher Reihenfolge durch einzelne Stationen der Zementherstellung geführt – vom Steinbruch über die Rohmehlmahlung, den Drehrohrofen, den Leitstand bis zum Versand/Siloanlage.

Ab dem Nachmittag hatten die Industriepartner das Wort. In der Referenten-Kombination aus Ingenieur und Personalreferent stellten die Unternehmen einerseits die jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkte in der Zementindustrie vor, andererseits aber auch sich selber als möglichen Arbeitgeber.

Den Anfang machte die ThyssenKrupp Resource Technologies GmbH, vertreten durch Kerstin Rößler, die aus Human-Resources-Sicht den Konzern vorstellte und insbesondere den Fokus auf das Zementanlagen-Engineering legte. Jost Lemke, Ingenieur im Bereich Pyroprocessing/Environmental Technology, erläuterte nach einer allgemeinen Übersicht zur Zementherstellung anhand einiger praktischer Beispiele die Möglichkeiten der Prozessoptimierung, etwa bei den alternativen Brennstoffen, bei der Abgasreinigung oder den Klinkerkühlern.

Thomas Jennewein, Product Specialist Alternative Fuels, vertrat die Augsburger FLSmidth Pfister GmbH. Nach einem kurzen Abriss der Unternehmenshistorie stellte er den Einsatz von Dosierrotorwaagen bei der Dosierung von Schüttgütern vor, z.B. bei der Aufgabe von Rohmehl oder Ersatzbrennstoffen.

Den Nachmittag beendeten Dr. Caroline Woywadt und Carsten Vieth mit der Vorstellung der Gebr. Pfeiffer SE mit Sitz in Kaiserlautern. Mit dem Einsatz der unterschiedlichen Mühlentypen bei den Mahlprozessen in der Zementherstellung begann Dr. Caroline Woywadt ihren technischen Fachvortrag, bevor sie auf die Tätigkeiten des GPSE Technikums im Rahmen der Mahlbarkeitsuntersuchungen einging. Am Beispiel des Aufbaus einer Vertikalmühle im indischen Balaji gelang es ihr, nicht nur die technischen Aspekte des Einsatzes plastisch zu veranschaulichen, sondern auch den Alltag als Ingenieur. Carsten Vieth stellte die Human-Resource-Maßnahmen des Unternehmens vor.

Den Abschluss erlebte der erste Exkursionstag in der Lippstädter-Brauerei Thombansen, einer 2000 gegründeten Privatbrauerei. Daniel Thombansen, der Braumeister persönlich, erklärte den Exkursionsteilnehmern in einem kurzweiligen Vortrag beim ersten Bier des Abends die Kreativität und Variationsvielfalt seiner mit spürbarer Leidenschaft betriebenen Braukunst. Als „Geschlossene Gesellschaft“ endete der Abend in der Brauerei ­Thombansen bei bester Verpflegung und geselliger Bierverkostung.

Dr. Ulrich Zielinski, Area Sales Manager Zentral- und Osteuropa bei der Refratechnik Cement GmbH in ­Göttingen, stellte ein global aktives Mittelstandunternehmen vor, führend im Bereich Feuerfesttechnik. Er widmete seinen Vortrag den Innovationen im Bereich Feuerfestmaterialien für die Zementindustrie und ging zudem auf die für den Ingenieursberuf unerlässlichen „soft skills“ ein, wie z.B. Fremdsprachen, Reisetätigkeiten, Kommunikationskenntnisse für Vorträge oder Präsentationen.

Sofía Dávalos de Hartert und Jörg Hammerich bildeten wieder ein Referenten-Duo aus Personalerin und Techniker. Mit der IKN GmbH im niedersächsischen Neustadt präsentierte Sofía Dávalos de Hartert das „kleinste“ Unternehmen in der Runde, mit 130 Mitarbeitern. Der Technische Direktor Jörg Hammerich stellte das Unternehmen als Hersteller von Klinkerkühleranlagen vor.

Den Kontrast zum Kleinunternehmen lieferte die Konzernvorstellung durch Josef Ciecierski, Projektmanagement Plant and Automation bei der Siemens AG. Der Schwerpunkt seiner Ausführungen lag auf den Einsatzbereichen unterschiedlicher Antriebstechniken innerhalb der Zementherstellung. In einem Unternehmensvideo berichteten junge Ingenieure über Siemens als Arbeitgeber.

Auch Marion Kinscher, Leiterin der Personalentwicklung Deutschland der HeidelbergCement AG, präsentierte das Gastgeber-Unternehmen mit einem Video zur 140-jährigen Unternehmensgeschichte. Mit Heidelberg­Cement stellte sie einen der ganz großen Global Player der Branche vor. Die Nachwuchsaktivitäten und Einstiegsmöglichkeiten zeigten das Unternehmen als zukünftigen Arbeitgeber, der jedoch auch „ein internationaler Konzern gepaart mit lokaleren mittelständischen Strukturen“ sei, da die Absatzmöglichkeiten für Zement sich in einem mit rund 120 km relativ kleinem Radius um das jeweilige Werk erstreckten. Nach ihrer eindrucksvollen Konzernvorstellung hielt Marion Kinscher noch eine schöne Abschiedsüberraschung für alle Exkursionsteilnehmer aus Hochschule und Industrie parat: Ein am Vortag im Werk Geseke aufgenommenes Gruppenbild wurde jedem Teilnehmer als Erinnerung geschenkt, gehalten von einem kleine Clip, der (natürlich!) in einem Betonwürfel steckt.

Die anschließende Abschlussdiskussion beendete Prof. Dr. Martin Geweke von der HAW Hamburg mit einem Exkursions-Resümee aus Hochschulsicht: Für die Studierenden aller relevanten Fachrichtungen sei ein bereichender Einblick in die Zementindustrie möglich, mit ihrer „brachialen Filigrantechnik“. Angesichts knapper Hochschul-Budgets böte sich durch die ZKG-Fachexkursionen ein für die Lehre nicht selbstverständliches, unschätzbares Informations-, Kontakt- und Kommunikationsforum.

Die ZKG INTERNATIONAL bedankt sich bei der ­HeidelbergCement AG für die freundliche Unterstützung und sehr gelungene Durchführung der Fachexkursion in Geseke. Zudem bedanken wir uns bei unseren Industriepartnern für ihre Unterstützung und gute Zusammenarbeit. Die technische Bandbreite von Zementhersteller, Anlagenbauer bis Zulieferer vermittelte einen umfassenden Überblick über Einsatzbereiche für Ingenieure. Ausgezeichnet ergänzt wurde das Gesamtbild der ganzen Branche durch das breite Spektrum der Unternehmen, vom mittelständischen Kleinunternehmen bis zum Konzern. Den Studentinnen und Studenten wünschen wir für ihre weiteren Studien gutes Gelingen und hoffen, ihnen Anregungen für ihren weiteren Berufsweg in der Zementbranche gegeben zu haben.

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