Die soziale und ethische Verantwortung ist uns wichtig

SIKA ist einer der weltweit führenden Hersteller von bauchemischen Produktsystemen und industriellen Dicht- und Klebstoffen. SIKA versteht sich als Partner für Planer, Ausführer, Bauherren und Produktionsunternehmen in der ganzen Welt. Die Bedürfnisse des lokalen Marktes stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten. Besonders wichtig sind dabei starke, regionale Strukturen und hochqualifizierte MitarbeiterInnen.


Ob Dachabdichtungen, Betonzusatzmittel, Betonschutz und -instandsetzung, Abdichtungssysteme, Industriefußböden, Korrosionsschutz, Gewässerschutz, statische Verstärkungen oder Dicht- und Klebstoffe für den Bau und die industrielle Fertigung – SIKA bietet Sicherheit und Qualität – nicht zuletzt aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrungen.


Die Geschichte von SIKA beginnt mit der Elektrifizierung des St. Gotthardeisenbahntunnels in der Schweiz. Die 1910 von Kaspar Winkler in Zürich gegründete Firma lieferte wasserdichten Mörtel, so dass das Durchschlagen von Wasser durch die Gesteinsdecke des Tunnels verhindert werden konnte. Mit Entdeckung dieser Marktnische gelang SIKA der internationale Durchbruch auf dem Gebiet der Bauchemie. Im Vordergrund der Entwicklung stehen integrierte Systemlösungen. Produktdiversifikation führte SIKA Anfang der 1980er Jahre auch in die Bereiche der industriellen Klebstoffe. Heute stellt der Bereich Industry Division gemeinsam mit der Construction Division die beiden Säulen der Spezialchemie (siehe Infokasten).In 2008 hatte Sika weltweit über 12 000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 4624 Mio. CHF.


In Deutschland starteten die Vorläufer der SIKA Deutschland GmbH mit der vor 130 Jahren 1879 gegründteen Firma Paul Lechler, über einhundert Jahre später 1982 wurde diese durch die SIKA Finanz AG übernommen. 2002 wird mit der SIKA Holding GmbH eine Holdingsstruktur in Deutschland errichtet und gleichzeitig gründet sich die SIKA Deutschland GmbH. Sie ist Teil der Tochtergesellschaft der SIKA AG, die SIKA Holding GmbH. Mit 1300 Mitarbeitern und ca. 610 Millionen € Jahresumsatz1 ist SIKA Deutschland eine der wichtigen Säulen des Konzerns. An sechs Produktionsstandorten wird ein großer Teil der SIKA Produktpalette hergestellt. Das SIKA Forschungszentrum in Deutschland – eines von sieben weltweit – entwickelt bereits heute die Innovationen von morgen.


Heute ist SIKA weltweit in 70 Ländern mit Vertretungen und eigenen Produktionsstätten vertreten.


Die Redaktion der ZKG INTERNATIONAL sprach in Leimen/Deutschland mit Philippe Jost, Senior Vice President Business Unit Concrete und Head New Market Development der SIKA Services AG.


ZKG: Den Namen SIKA bringen viele Fachleute sicher mit Bauchemie in Verbindung – wo hat der Konzern seine Wurzeln?

Jost: 2010 feiern wir unser 100 jähriges Jubiläum. Ursprünglich lieferte der Unternehmer Kaspar Winkler Granit aus dem Tessin nach Zürich. Als der St. Gotthardeisenbahntunnel gebaut wurde, entwickelte er quasi im Hinterhof einen chemischen Zusatz, mit dem man einen wasserdichten Mörtel für die Abdichtung von Tunneln herstellen konnte, der in sekundenschnelle aushärtet. Für die Elektrifizierung war es wichtig Wassereinbrüche durch die Tunneldecke zu verhindern. Dieses Produkt –
SIKA 1 – verkaufte sich nicht nur in der Schweiz sondern fand im weltweiten Tunnelbau Einsatz. Heute ist SIKA weltweit mit Produktionsstandorten und Kundenzentren vertreten.


ZKG: Wie ist SIKA heute aufgebaut?

Jost: SIKA ist im Wesentlichen in vier Bereiche aufgebaut: die Concrete Business Unit, die chemische Zusätze für die Betonherstellung entwickelt und produziert, die Contractors Business Unit, die Produkte an Bauunternehmer liefert. Diese Produkte reichen von Dachfolien, Bodensystemen, Reparaturmörtel bis zu  Kleb-und Dichtstoffe. Die Business Unit Distribution, die für die Verbreitung der bauchemischen Produkte verantwortlich ist, wie man sie aus dem Baumarkt kennt und die Industry Business Unit, die u.a.  Klebstoffe und Dichtmaterialien für die Automobilindustrie herstellt. Seit 3 Jahren sind wir in der Business Unit Concrete  dabei, Produkte für den Bereich Trockenmörtel, Zement und Gips zu entwickeln. Diese Verbindung war eigentlich naheliegend, viele unserer Kunden aus dem Betonbereich stellen auch Zemente her.


ZKG: Neben den organisatorischen Strukturen – gibt es bei SIKA eine eigene Unternehmensphilosophie?

Jost: SIKA ist noch mehrheitlich in Familienbesitz und die Familie ist auch noch maßgeblich mit in der Firma vertreten. Obwohl wir jetzt ein Konzern mit ca. 12 000 Mitarbeitenden sind, hat sich der „SIKA-Spirit“ erhalten. Es gibt einen guten Zusammenhalt auch mit unseren ausländischen Kollegen, es ist mehr als nur ein Arbeitsplatz – viele unserer Kollegen sind ein Leben lang bei SIKA beschäftigt. Das Feeling eines Familienunternehmens ist immer noch vorhanden.


Das Wachstum des Konzerns ist überwiegend durch die eigene Entwicklung gekommen. Es wurden auch Firmen zugekauft, diese aber sehr schnell integriert. Inzwischen hat SIKA 70 Ländergesellschaften, die matrixorganisiert sind,  man arbeitet sehr vernetzt zusammen, tauscht sich aus.


ZKG: Bei einem weltweit organisierten Unternehmen – ist es da nicht auch manchmal schwierig, auch über weite Distanzen und unterschiedlichen Mentalitäten eine enge Zusammenarbeit zu realisieren?

Jost: Wie schon gesagt, arbeiten die SIKA-Mitarbeiter durchschnittlich sehr lange bei unserem Konzern. Die Business Unit Leiter wechseln nicht alle zwei Jahre man kennt sich persönlich, das ist ganz wichtig! Man lernt sich auf den Konzerntreffen kennen und telefoniert dann einfach, um Fragen zu klären.


ZKG: Wo liegen die Schwerpunkte?

Jost: In Europa machen wir heute über 50  % des Umsatzes. Zu den Schwerpunktsländern der Zukunft gehören Länder wie China, Indien, Brasilien oder der Mittlere Osten. Sika hat zum Beispiel 2006 mit der Region IMEA die Länder aus dem Mittleren Osten, Ost-und Süd-Afrika sowie Indien in eine neue Verkaufsregion konsolidiert (das Akronym IMEA steht für India, Middle East and Africa). In 2008 wuchs diese Region dann mit über 30  %. Im Bereich der Business Unit Concrete ist es auch wichtig, dass man  beim Einsatz von Zusatzmitteln nicht nur nach der Gesamtzementproduktion gehen kann. China zum Beispiel steht beim Einsatz von Mahlhilfsmitteln für die Zementproduktion erst am Anfang. Spanien zählt sowohl bei Mahlhilfen als auch bei Betonzusatzmittel zu den  größten Märkten. Man muss also auch schauen, wie in einem Land der Zement oder auch Beton hergestellt wird.


ZKG: Welche Grundsätze sind dem Unternehmen besonders wichtig?

Jost: Der direkte Kontakt mit dem Kunden. Wir wollen uns nicht nur durch unsere Produkte, sondern auch durch unseren Service unterscheiden. Durch den direkten Kontakt lernen wir auch, wie unsere Produkte eingesetzt werden, das wiederum ist wichtig für die weitere Produktentwicklung. Bei SIKA gibt es eine gute Balance: 50 % der Produktneuentwicklungen werden von unseren Kunden initiiert. Wir verkaufen keine Produkte, wir verkaufen Lösungen. Im Grundpreis sind unsere Produkte vielleicht teurer, aber beim Einsatz dann günstiger, weil geringere Mengen notwendig sind – natürlich nur bei richtigem Einsatz. Das müssen wir dem Kunden erst einmal nahe bringen.

ZKG: Welche Highlights gab es in der Firmengeschichte?

Jost: In den 1950er und 1960 er Jahren war es das SIKA 1, was zum Abdichten eingesetzt wurde. Später entwickelte SIKA das PLASTIMENT. Es dient zur Erhöhung der Festigkeit und der Leistung des Betons. So wurde das Guggenheim-Museum in New York damit gebaut.


ZKG: Die Produktpalette wurde erweitert, es ging nicht mehr nur um die Betonherstellung, sondern auch um Betonreparaturen – es wurden Kleb- und Dichtstoffe entwickelt.

Jost: In den 80er Jahren kam die Industry Division dazu – man entwickelte für die Klebstoffe neue Absatzgebiete. Und in den 90ern kamen die PCE-Fließmittel dazu. Außerdem wurden zunehmend die Produkte aus den Basischemikalien selbst hergestellt. Heute produzieren wir komplett alle Produkte aus den Grundstoffen selber. Neu hinzugekommen sind Zusatzmittel für die Mörtel- und Gipsplattenproduktion und vor allem auch unsere neuentwickelten Mahlhilfsmittel für die Zementproduktion.


ZKG: Wie stark spürt der Konzern die Krise?

Jost: Natürlich spüren wir die Krise – allerdings sind wir weltweit aktiv. In Indien, dem Mittleren Osten und Lateinamerika haben wir positive Wachstumszahlen, die dem Schwund ent­gegenwirken. Als Firma stellen wir uns darauf ein, dass der ­Umsatz im zweistelligen Bereich zurückgehen kann, im Moment merken wir es allerdings noch nicht so stark. Auch China und Indonesien sind Märkte, die immer noch wachsen. Die Frage ist, wie sich die Lage in den kommenden Jahren ent­wickelt.


ZKG: Wohin wird sich SIKA bewegen?

Jost: Die soziale und ethische Verantwortung ist uns wichtig. Es wird viel über Klimawandel und CO2-Emissionen geredet – wir überlegen, wie wir unseren Kunden beim Lösen dieser Probleme helfen können. Bis vor zwei Jahren war die Produktionssteigerung ganz wichtig, inzwischen wird mehr Gewicht auf Energie- und Rohstoffeffizienz, erneuerbare oder reziklierbare Rohstoffe gelegt. In Europa sind wir auf diesem Gebiet Vorreiter. Es werden zunehmend nachhaltige Produkte eingesetzt, auch wenn deren Qualität nicht optimal ist. Da kommt SIKA ins Spiel, man muss die Prozesse optimieren, Zusatzstoffe einsetzen, um trotzdem ein gutes Endprodukt mit konstanten Eigenschaften zu erhalten. Und durch den Zusatz von Mahlhilfsmitteln wird der Energieverbrauch gesenkt.


ZKG: Vielen Dank für das Interview.

Geschäftsbereiche

Betonhersteller («Concrete») benötigen auf den Zement und die Anwendung abgestimmte, kostenoptimierte Lösungen, welche in Transportbetonwerken, auf der Baustelle oder in Betonelementfabriken individuell angepasst werden müssen.

Spezialverarbeiter («Contractors») kaufen Sika Produkte wie zum Beispiel Kunststoff-Dichtungsbahnen und verarbeiten sie zu einem dichten Dach oder zu einer Wasserabdichtung für ein Kellergeschoss. Flüssigkunststoffe werden zu Industriefußböden oder Schutzbeschichtungen verarbeitet, Klebe- und Dichtstoffe zu dichten Gebäudefugen oder geklebten Holzböden. Diese Arbeiten sind immer Teil eines Gesamtwerkes, sodass Sika möglichst früh Eigentümer, Architekten, Ingenieurbüros und andere am Bau Beteiligte mit dem entsprechenden Know-how berät. Der Schlüssel zum Erfolg liegt hier in der professionellen Beratung aller Beteiligten.

Bauhändler («Distribution») beliefern primär Generalisten wie Handwerker und Bauunternehmer, aber auch Spezialverarbeiter. Sie beraten diese und stellen eine kurzfristigste Lieferfähigkeit sicher. Auch in diesem Bereich ist indirekte Wissensvermittlung ein zentrales Thema. Wichtig ist darüber hinaus auch die professionelle Ausstattung des Verkaufsregals.

Industriekunden («Industry») benötigen Sika Produkte, die speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind – vor allem im Bereich Kleben, Dichten, Verstärken, Schützen und Dämmen von Schall – und diese meist in großen Mengen. Sika offeriert hier Technologien mit Schwergewichten im Fahrzeugbau inklusive Bus, Lastwagen und Bahn, aber auch in artverwandten Anwendungen, wie im industriellen Fensterbau und beim Bau von Windkraftwerken.

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